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Das Schwarze Wien - Bautätigkeit im Ständestaat 1934–1938
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166 | Wien im Ständestaat 2 4 Denkmal-, Kirchen- und Verwaltungsbau im Ständestaat Die Ausgestaltung der Wohnbauten im schwarzen Wien blieb weitgehend ideologiefrei und wurde meist auf ihre ökonomische Funktion reduziert. Somit ging die Entwicklung in Österreich zwischen 1934 und 1938 nur bedingt konform der deutschen und italienischen ideologisch besetzten Bauten der Bewegung.702 Vielmehr übernahmen Denkmäler die Aufgabe der ideologischen Verortung und stellten so ein Bindeglied zur Österreich- und Heimatideologie des autoritären Ständestaates her.703 Daneben hatte gerade die katholische Kirche, die im Ständestaat als Mobilisierungskraft für die Massen fungierte und so die fehlende Basis der Vaterländischen Front kompensierte, besonderen Einfluss auf das Regime.704 Dies manifestierte sich nicht zuletzt durch den verstärkten katholischen Kirchenbau Anfang der 1930er Jahre. Meiner Meinung nach stellten die Kirchen erste Repräsentativbauten für das Dollfuß-/Schuschnigg-Regime dar und zeigten die starke Verschränkung von Kirche und Staat.705 Besonders spannend erscheint 1935 die Planung einer monumentalen Frontführerschule, die, wie später beschrieben, die Idee der Repräsentation des Regimes durch die Verschmel- zung der ideologischen Bauträger des Denkmals, der Kirche und der politischen Einrich- tung der Vaterländischen Front versuchte. Somit könnte sie als Versuch einer hybriden Monumentalbauweise, die ihren Ausdruck in Grundriss und Fassadengestaltung finden sollte, gewertet werden. Erst 1936 sprach sich Clemens Holzmeister öffentlich für die architektonische Erneu- erung von Amtsgebäuden wie Steuerämtern, Polizeistationen und Post- und Telegrafen- ämtern706 aus.707 Er schöpfte dabei aus den diktatorischen Städtebaustrategien Italiens. Dort sollte Anfang der 1930er Jahre der Neubau monumentaler öffentlicher Gebäude den Schein einer modernen und technisch versierten staatlichen Lenkung aufrechterhalten. Als Vorzeigeprojekte dienten dazu Bahnhöfe, Postämter, Brücken, Parteibauten, Stadien, Wohnbauten und Flugzeughangars.708 So konnte neben den später ausführlicher beschrie- benen Projekten der Frontführerschule und des Rundfunkgebäudes der Österreichischen Radio-Verkehrs AG (RAVAG) ab 1937 die Planung eines Hauses der Vaterländischen Front für 702 Feller, Baupolitik, 1991, Diplomarbeit, S. 58 f. 703 Ebd., S. 64. 704 Ebd., S. 92 f. 705 Die kirchlichen Bauten sind heutzutage teilweise mit Gedenktafeln versehen, die auf die Umstände ihrer Entstehung hinweisen und den autoritären Ständestaat thematisieren. Beispielsweise distanziert sich der Pfarrgemeinderat der XV. Christkönigkirche seit 2010 mit einer eigenen Tafel von allen autoritären Aspekten der Politik von Seipel und Dollfuß. 706 Umgesetzt wurde dies z. B. 1936/37 vom beamteten Architekten der Postdirektion Leopold Hocheisl in der XVII., Watt- gasse 56–60, vgl.: Achleitner, Österreichische Architektur, Bd.III/2, 2010, S. 185. 707 Der Blaue Adler – Verband zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit (Hg.), Mitteilungen des Blauen Adler – Zwei Jahre Blau- er Adler, Jg. 2, Nr. 4, Wien, 1936, S. 19. 708 Mattioli, Architektur und Städtebau, in: Mattioli, Steinacher (Hg.), Faschismus, 2009, S. 20 f. Open Access © 2017 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H. & Co. KG, Wien Köln Weimar
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Das Schwarze Wien Bautätigkeit im Ständestaat 1934–1938
Title
Das Schwarze Wien
Subtitle
Bautätigkeit im Ständestaat 1934–1938
Author
Andreas Suttner
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln - Weimar
Date
2017
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20292-9
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
296
Categories
Geschichte Nach 1918
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