Page - 179 - in Das Schwarze Wien - Bautätigkeit im Ständestaat 1934–1938
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Denkmal-, Kirchen- und Verwaltungsbau im Ständestaat | 179
Wochenflugschrift für Recht und Wahrheit. Spenden und unverzinste Darlehen der LeserIn-
nen ermöglichten eine Reihe von weiteren Umbauten773 in sogenannte Gorbach- oder
Zweigroschenblatt-Kirchen.774 Speziell das Bruder-Konrad-Werk, 1934 kurz nach der Eröffnung
der ersten Notkirche im Sandleitenhof775 gegründet, widmete sich der Errichtung weiterer
Notkirchen in den Hochburgen der Arbeiterschaft. Die Spitzen der Gemeinde und der
Kirche, Bürgermeister Schmitz, Kardinal Theodor Innitzer und Prälat Jakob Fried, stellten
das Präsidium.776 Die Notkirchen wurden aber nicht nur in den Gemeindebauten, sondern
auch in den Siedlungsanlagen des ehemaligen Roten Wien errichtet.777
Kapellen kamen in Krankenhäusern, Greisenasylen und Versorgungshäusern zur Aus-
führung.778 Darunter entstand die Kapelle am Friedhof der Namenlosen Wien XI im Zuge
der Hochwasserschutzbauten durch den Freiwilligen Arbeitsdienst. Mit deren Errichtung
wurde auch die Verflechtung der Arbeitsbeschaffungsprogramme des Dollfuß-/Schusch-
nigg-Regimes und einer katholischen Bautätigkeit779 weithin sichtbar.780
Eine stilistische Erneuerung war ab Anfang der 1930er Jahre auch bei den wenigen
durch die katholische Kirche errichteten Wohnbauten zu sehen. Besonders ist die 1930/31
erbaute Herz-Jesu-Klosterschule mit Schwesternheim781 im III. Bezirk hervorzuheben, bei
der es zu einer weitgehenden Übernahme architektonischer Formen des Roten Wien kam.
Eine Anpassung an die umliegenden Gemeindebauten wurde vom Architekten Felix
773 Darunter: II., Am Tabor 7, Clemens Holzmeister, 1932–1935; XVI., Hasnerstraße 11, Rudolf Vogt, Ignaz Köck, 1933; Im
Ständestaat gebaut: XX., Gaußplatz 14, 1935; XXI., Galvanigasse 1–5, 1935/36; XXI., Triestinggasse 30, Stadtrandsied-
lung Leopoldau, 1937; XXI., Weißenwolffgasse 36, Schwarzlackenau, 1936; vgl.: Ebd., S. 138, 142, 143.
774 Ebd., S. 121 f.
775 Wiener kommunale Wohnanlage von 1924–1928 mit mehr als 1.500 Wohnungen gelegen in XVI., Sandleitengasse –
Steinmüllergasse – Rosenackergasse –Karl-Metschl-Gasse – Baumeistergasse – Nietzscheplatz- Gomperzgasse –
Liebknechtgasse – Rosa-Luxemburg-Gasse – Mateottiplatz.
776 Feller, Baupolitik, 1991, Diplomarbeit, S. 101 f.
777 Beispielsweise wurde bei der Auflösung der Genossenschaft Wolfersberg das Genossenschaftshaus Schutzhaus am
Wolfersberg in der XIV., Anzbachgasse 89 geschlossen und zur Notkirche umfunktioniert. 1949 errichtete der Archi-
tekt Ladislaus Hruska dort die Pfarre St. Josef, vgl.: Trübswasser (Hg.): Ergänzungen zur Jubiläumsbroschüre, 1990,
S. 4–7; weitere Notkirchen im Ständestaat: X., Quellenstraße 197, Robert Kramreiter, 1934/35; XIII., Bossigasse 68–70,
Firma Hartl, 1937; XIV., Anzbachgasse 89, Siedlung Wolfersberg, Rudolf Hammer, 1934; XVI., Adaption eines Saales in
Wohnhausanlage Sandleiten, 1934; XVII., Josef-Redl-Gasse, Schafberg, 1934; daneben Notgottesdienste im Karl-Marx-
Hof, Gartenstadt Jedlesee (Karl-Seitz-Hof), Leopold-Winarsky-Hof, Friedrich-Dittes-Hof, Fuchsenfeldhof, Goethehof
und in Fürsorgeeinrichtungen wie dem Versorgungshaus Meldemannstraße, Waisenhaus Hohe Warte, Obdachlosen-
heim Arsenalstraße 9; auch in öffentlichen Bahnhöfen wie dem Westbahnhof, Südbahnhof (Ost), vgl.: Feller, Baupoli-
tik, 1991, Diplomarbeit, S. 140, 141, 144.
778 Magistrat der Stadt Wien (Hg.), Drei Jahre neues Wien, 1937, S. 33 f.
779 Auch beim Bau der Kirche St. Hubertus und Christophorus der Architekten Kurt Klaudy, Georg Lippert und Anton Liebe
in der XIII., Dr.-Schober-Straße 96 wurde der Freiwillige Arbeitsdienst zum Bau herangezogen. Die Steine wurden, um
die Baukosten zu senken, im nahe gelegenen Lainzer Tiergarten gebrochen, vgl.: Gerhard Weissenbacher, In Hietzing
gebaut – Architektur und Geschichte eines Wiener Bezirkes, Bd. 1, Wien, 1996, S. 223.
780 Feller, Baupolitik, 1991, Diplomarbeit, S. 109.
781 III., Landstraßer Hauptstraße 137 – Rabengasse.
Das Schwarze Wien
Bautätigkeit im Ständestaat 1934–1938
- Title
- Das Schwarze Wien
- Subtitle
- Bautätigkeit im Ständestaat 1934–1938
- Author
- Andreas Suttner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien - Köln - Weimar
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20292-9
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 296
- Categories
- Geschichte Nach 1918