Page - 259 - in Das Schwarze Wien - Bautätigkeit im Ständestaat 1934–1938
Image of the Page - 259 -
Text of the Page - 259 -
Vergleichsbeispiele | 259
3 4 Vergleichsbeispiele
3 4 1 Rotes Wien
I., Herrengasse 6–8
Privates Wohnhochhaus
Wohnbauförderungs- und Mietengesetz 1929
1931/32, Entwurf: Siegfried Theiss, Hans Jaksch, Bauherr: Österreichisches Creditinstitut, Bau-
ausführung: N. Rella & Co., Fa. Waagner-Biro, 225 Wohnungen, 16 Geschosse.
Das sachliche Wohnhochhaus konnte durch die Bereitstellung großzügiger finanzieller Mittel
innerhalb der Wohnbauförderung 1929 in nur 450 Arbeitstagen fertig gestellt werden. Die Gewäh-
rung der Fördergelder wurde äußerst unbürokratisch durchgeführt und an Theiss und Jaksch
vergeben.
Das 15-stöckige Wohnhochhaus ist ab dem elften Stockwerk terrassenartig zurückgestuft und in
Stahlgerippebauweise ausgeführt, das übrige Gebäude in traditioneller Ziegelbauweise.
Der Geschäftsbereich in der zweigeschossigen Sockelzone wird mit Spiegelglasplatten und einem
kupferfarbenen Gesimsstreifen von der weißen Fassadengestaltung des Wohnbereiches getrennt.
Das Gebäude kann als stilistischer Epigone der städtischen Bürgerhaus-Fassadengestaltung im
Ständestaat gewertet werden, wie sie vor allem im Assanierungsgebiet IV., Operngasse zur Aus-
führung kam.
Außerdem stand das Finanzierungsmodell des Bundesgesetzes zur Förderung der Wohnbautätigkeit
Pate für die Baustrategie des Ständestaates in Wien. Durch die finanzielle Förderung des privaten
Wohnbaus von 1929 bis 1932 konnte ein Modus gefunden werden, der in die Ausgestaltung des
Assanierungsfonds gipfelte. In weiterer Folge wurde die Finanzierungsstrategie im Kleinwohnungs-
hausförderungsgesetz 1937 sowie dem Bundesgesetz über die Förderung der Errichtung von Wohnhäusern
1938 verfeinert.
→ siehe Abb. 8
III., Landstraßer Hauptstraße 137 – Rabengasse
Privatbau
Herz-Jesu-Klosterschule Schwesternheim
1930/31, Entwurf: Felix Angelo Pollak, Bauherr: Herz-Jesu-Klosterschule, 5 Geschosse.
Dieses Gebäude ist eines der wenigen Wiener Beispiele für den katholischen Wohnbau am Beginn
der 1930er Jahre.
Die sachlich schlichte Ausgestaltung der Fassade stellt den Versuch der Integration des katholischen
Baus in das Umfeld der Gemeindebauten dar, da die Bautätigkeit der Gemeinde den III. Bezirk
verstärkt zum ArbeiterInnenbezirk umgewertet hat. Das verglaste überhöhte Stiegenhaus und das
betonte Erdgeschoss gliedern die schmucklose Fassade des Eckbaus. Die Privatwohnungen befin-
den sich im zurückversetzten Obergeschoss.
→ siehe Abb. 85
Das Schwarze Wien
Bautätigkeit im Ständestaat 1934–1938
- Title
- Das Schwarze Wien
- Subtitle
- Bautätigkeit im Ständestaat 1934–1938
- Author
- Andreas Suttner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien - Köln - Weimar
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20292-9
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 296
- Categories
- Geschichte Nach 1918