Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Weiteres
Belletristik
Der Bau
Page - 6 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 6 - in Der Bau

Image of the Page - 6 -

Image of the Page - 6 - in Der Bau

Text of the Page - 6 -

BeschĂ€ftigung mit Verteidigungsvorbereitungen bringt es mit sich, daß meine Ansichten hinsichtlich der Ausnutzung des Baus fĂŒr solche Zwecke sich Ă€ndern oder entwickeln, in kleinem Rahmen allerdings. Es scheint mir dann manchmal gefĂ€hrlich, die Verteidigung ganz auf dem Burgplatz zu basieren, die Mannigfaltigkeit des Baus gibt mir doch auch mannigfaltigere Möglichkeiten und es scheint mir der Vorsicht entsprechender, die VorrĂ€te ein wenig zu verteilen und auch manche kleine PlĂ€tze mit ihnen zu versorgen, dann bestimme ich etwa jeden dritten Platz zum Reservevorratsplatz oder jeden vierten Platz zu einem Haupt- und jeden zweiten zu einem Nebenvorratsplatz und dergleichen. Oder ich schalte manche Wege zu TĂ€uschungszwecken ĂŒberhaupt aus der BehĂ€ufung mit VorrĂ€ten aus oder ich wĂ€hle ganz sprunghaft, je nach ihrer Lage zum Hauptausgang, nur wenige PlĂ€tze. Jeder solche neue Plan verlangt allerdings schwere LasttrĂ€gerarbeit, ich muß die neue Berechnung vornehmen und trage dann die Lasten hin und her. Freilich kann ich das in Ruhe ohne Übereilung machen und es ist nicht gar so schlimm, die guten Dinge im Maule zu tragen, sich auszuruhen, wo man will und, was einem gerade schmeckt, zu naschen. Schlimmer ist es, wenn es mir manchmal, gewöhnlich beim Aufschrecken aus dem Schlafe, scheint, daß die gegenwĂ€rtige Aufteilung ganz und gar verfehlt ist, große Gefahren herbeifĂŒhren kann und sofort eiligst ohne RĂŒcksicht auf SchlĂ€frigkeit und MĂŒdigkeit richtiggestellt werden muß; dann eile ich, dann fliege ich, dann habe ich keine Zeit zu Berechnungen; der ich gerade einen neuen, ganz genauen Plan ausfĂŒhren will, fasse willkĂŒrlich, was mir unter die ZĂ€hne kommt, schleppe, trage, seufze, stöhne, stolpere und nur irgendeine beliebige VerĂ€nderung des gegenwĂ€rtigen, mir so ĂŒbergefĂ€hrlich scheinenden Zustandes will mir schon genĂŒgen. Bis allmĂ€hlich mit völligem Erwachen die ErnĂŒchterung kommt, ich die Übereilung kaum verstehe, tief den Frieden meines Hauses einatme, den ich selbst gestört habe, zu meinem Schlafplatz zurĂŒckkehre, in neugewonnener MĂŒdigkeit sofort einschlafe und beim Erwachen als unwiderleglichen Beweis der schon fast traumhaft erscheinenden Nachtarbeit etwa noch eine Ratte an den ZĂ€hnen hĂ€ngen habe. Dann gibt es wieder Zeiten, wo mir die Vereinigung aller VorrĂ€te auf einen Platz das Allerbeste scheint. Was können mir die VorrĂ€te auf den kleinen PlĂ€tzen helfen, wieviel lĂ€ĂŸt sich denn dort ĂŒberhaupt unterbringen, und was immer man auch hinbringt, es verstellt den Weg und wird mich vielleicht einmal bei der Verteidigung, beim Laufen eher hindern. Außerdem ist es zwar dumm aber wahr, daß das Selbstbewußtsein darunter leidet, wenn man nicht alle VorrĂ€te beisammen sieht und so mit einem einzigen Blicke weiß, was man besitzt. Kann nicht auch bei diesen vielen Verteilungen vieles verloren gehen? Ich kann nicht immerfort durch meine Kreuz- und QuergĂ€nge galoppieren, um zu sehen, ob alles in richtigem Stande ist. Der Grundgedanke einer Verteilung der VorrĂ€te ist ja richtig, aber eigentlich nur dann, wenn man 6
back to the  book Der Bau"
Der Bau
Title
Der Bau
Author
Franz Kafka
Date
1931
Language
German
License
PD
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
29
Categories
Weiteres Belletristik
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Der Bau