Page - 17 - in Der Bau
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auch mich der Bau und bekrĂ€ftigt, was ich sage. â Nun aber ĂŒberkommt mich
doch eine gewisse LĂ€ssigkeit und auf einem Platz, der zu meinen Lieblingen
gehört, rolle ich mich ein wenig zusammen, noch lange habe ich nicht alles
besichtigt, aber ich will ja auch noch weiter besichtigen bis zum Ende, ich
will hier nicht schlafen, nur der Lockung gebe ich nach, mich hier so
einzurichten, wie wenn ich schlafen wollte, nachsehen will ich, ob das hier
noch immer so gut gelingt wie frĂŒher. Es gelingt, aber mir gelingt es nicht
mich loszureiĂen, ich bleibe hier in tiefem Schlaf.
Ich habe wohl sehr lange geschlafen. Erst aus dem letzten von selbst sich
auflösenden Schlaf werde ich geweckt, der Schlaf muà nun schon sehr leicht
sein, denn ein an sich kaum hörbares Zischen weckt mich. Ich verstehe es
sofort, das Kleinzeug, viel zu wenig von mir beaufsichtigt, viel zu sehr von
mir geschont, hat in meiner Abwesenheit irgendwo einen neuen Weg gebohrt,
dieser Weg ist mit einem alten zusammengestoĂen, die Luft verfĂ€ngt sich dort
und das ergibt das zischende GerĂ€usch. Was fĂŒr ein unaufhörlich tĂ€tiges Volk
das ist und wie lĂ€stig sein FleiĂ! Ich werde, genau horchend an den WĂ€nden
meines Ganges, durch Versuchsgrabungen den Ort der Störung erst feststellen
mĂŒssen und dann erst das GerĂ€usch beseitigen können. Ăbrigens kann der
neue Graben, wenn er irgendwie den VerhÀltnissen des Baues entspricht, als
neue LuftzufĂŒhrung mir auch willkommen sein. Aber auf die Kleinen will ich
nun viel besser achten als bisher, keines darf geschont werden. Da ich groĂe
Ăbung in solchen Untersuchungen habe, wird es wohl nicht lange dauern und
ich kann gleich damit beginnen, es liegen zwar noch andere Arbeiten vor,
aber diese ist die dringendste, es soll still sein in meinen GĂ€ngen. Dieses
GerĂ€usch ist ĂŒbrigens ein verhĂ€ltnismĂ€Ăig unschuldiges; ich habe es gar nicht
gehört, als ich kam, obwohl es gewiĂ schon vorhanden war; ich muĂte erst
wieder völlig heimisch werden, um es zu hören, es ist gewissermaĂen nur mit
dem Ohr des Hausbesitzers hörbar. Und es ist nicht einmal stÀndig, wie sonst
solche GerĂ€usche zu sein pflegen, es macht groĂe Pausen, das geht offenbar
auf Anstauungen des Luftstroms zurĂŒck. Ich beginne die Untersuchung, aber
es gelingt mir nicht, die Stelle, wo man eingreifen mĂŒĂte, zu finden, ich
mache zwar einige Grabungen, aber nur aufs Geratewohl; natĂŒrlich ergibt sich
so nichts und die groĂe Arbeit des Grabens und die noch gröĂere des
ZuschĂŒttens und Ausgleichens ist vergeblich. Ich komme gar nicht dem Ort
des GerĂ€usches nĂ€her, immer unverĂ€ndert dĂŒnn klingt es in regelmĂ€Ăigen
Pausen, einmal wie Zischen, einmal aber wie Pfeifen. Nun, ich könnte es auch
vorlÀufig auf sich beruhen lassen, es ist zwar sehr störend, aber an der von
mir angenommenen Herkunft des GerÀusches kann kaum ein Zweifel sein, es
wird sich also kaum verstĂ€rken, im Gegenteil, es kann auch geschehen, daĂ â
bisher habe ich allerdings niemals so lange gewartet â solche GerĂ€usche im
Laufe der Zeit durch die weitere Arbeit der kleinen Bohrer von selbst
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Der Bau
- Title
- Der Bau
- Author
- Franz Kafka
- Date
- 1931
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 29
- Categories
- Weiteres Belletristik