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Der Bau
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Page - 18 - in Der Bau

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verschwinden, und, abgesehen davon, oft bringt ein Zufall leicht auf die Spur der Störung, wĂ€hrend systematisches Suchen lange versagen kann. So tröste ich mich und wollte lieber weiter durch die GĂ€nge schweifen und die PlĂ€tze besuchen, von denen ich noch viele nicht einmal wiedergesehen habe und dazwischen immer ein wenig mich auf dem Burgplatz tummeln, aber es lĂ€ĂŸt mich doch nicht, ich muß weiter suchen. Viel Zeit, viel Zeit, die besser verwendet werden könnte, kostet mich das kleine Volk. Bei solchen Gelegenheiten ist es gewöhnlich das technische Problem, das mich lockt, ich stelle mir zum Beispiel nach dem GerĂ€usch, das mein Ohr in allen seinen Feinheiten zu unterscheiden die Eignung hat, ganz genau aufzeichenbar, die Veranlassung vor, und nun drĂ€ngt es mich nachzuprĂŒfen, ob die Wirklichkeit dem entspricht. Mit gutem Grund, denn solange hier eine Feststellung nicht erfolgt ist, kann ich mich auch nicht sicher fĂŒhlen, selbst wenn es sich nur darum handeln wĂŒrde, zu wissen, wohin ein Sandkorn, das eine Wand herabfĂ€llt, rollen wird. Und gar ein solches GerĂ€usch, das ist in dieser Hinsicht eine gar nicht unwichtige Angelegenheit. Aber wichtig oder unwichtig, wie sehr ich auch suche, ich finde nichts, oder vielmehr ich finde zuviel. Gerade auf meinem Lieblingsplatz mußte dies geschehen, denke ich, gehe recht weit von dort weg, fast in die Mitte des Weges zum nĂ€chsten Platz, das ganze ist eigentlich ein Scherz, so als wollte ich beweisen, daß nicht etwa gerade mein Lieblingsplatz allein mir diese Störung bereitet hat, sondern daß es Störungen auch anderwĂ€rts gibt, und ich fange lĂ€chelnd an zu horchen, höre aber bald zu lĂ€cheln auf, denn wahrhaftig, das gleiche Zischen gibt es auch hier. Es ist ja nichts, manchmal glaube ich, niemand außer mir wĂŒrde es hören, ich höre es freilich jetzt mit dem durch die Übung geschĂ€rften Ohr immer deutlicher, obwohl es in Wirklichkeit ĂŒberall ganz genau das gleiche GerĂ€usch ist, wie ich mich durch Vergleichen ĂŒberzeugen kann. Es wird auch nicht stĂ€rker, wie ich erkenne, wenn ich, ohne direkt an der Wand zu horchen, mitten im Gang lausche. Dann kann ich ĂŒberhaupt nur mit Anstrengung, ja mit Versenkung hie und da den Hauch eines Lautes mehr erraten als hören. Aber gerade dieses Gleichbleiben an allen Orten stört mich am meisten, denn es lĂ€ĂŸt sich mit meiner ursprĂŒnglichen Annahme nicht in Übereinstimmung bringen. HĂ€tte ich den Grund des GerĂ€usches richtig erraten, hĂ€tte es in grĂ¶ĂŸter StĂ€rke von einem bestimmten Ort, der eben zu finden gewesen wĂ€re, ausstrahlen und dann immer kleiner werden mĂŒssen. Wenn aber meine ErklĂ€rung nicht zutraf, was war es sonst? Es bestand doch die Möglichkeit, daß es zwei GerĂ€uschzentren gab, daß ich bis jetzt nur weit von den Zentren gehorcht hatte und daß, wenn ich mich dem einen Zentrum nĂ€herte, zwar seine GerĂ€usche zunahmen, aber infolge Abnehmens der GerĂ€usche des anderen Zentrums das Gesamtergebnis fĂŒr das Ohr immer ein annĂ€hernd gleiches blieb. Fast glaubte ich schon, wenn ich genau hinhorchte, Klangunterschiede, die der neuen Annahme entsprachen, wenn auch nur sehr 18
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Der Bau
Title
Der Bau
Author
Franz Kafka
Date
1931
Language
German
License
PD
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
29
Categories
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