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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800 - Eine andere Literaturgeschichte
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Page - 14 - in Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800 - Eine andere Literaturgeschichte

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OpenAccess © 2019byBÖHLAUVERLAGGMBH&CO.KG,WIENKÖLNWEIMAR 14 EINLEITUNG des gelegenheitsgebundenen Vortrags, in der die schriftliche Fixierung nur subsidiäre Bedeutunghatte.WesentlicheWerkesindunsoftmalsnurmehrdurchTitelnennung,In- haltsangaben oder Szenare bekannt, sind in Jahrzehnte jüngeren und dementsprechend überformten Fassungen überliefert oder lassen sich lediglich per analogiam erschlie- ßen; der größte Teil dialektaler Kunst aus dieser Frühzeit muss ohnedies als verloren gelten. Was festgehalten wurde, liegt zumeist in handschriftlichen Varianten vor, die im lyrischen und (klein-)epischen Bereich von Folklorisierungs- und Umsingeprozes- sen, imdramatischenvonUmarbeitungenundLeerstellenfürExtemporesgeprägtsind. Mit dem rigiden Werkbegriff literaturwissenschaftlicher Prägung und seinen Implika- tionen wie Abgeschlossenheit, Eigenständigkeit, Autor-Instanz und Authentizität lässt sich diese ständigen Transformationen unterworfene Dialektkunst kaum fassen. Kein Wunder also, dass sich das Interesse der Editionsphilologie an diesen Werken (die nur selten auch einem konkreten Autor zugeordnet werden können) bislang in Grenzen hielt. Ein Großteil der grundlegenden Studien und Ausgaben hat sein Zentenarium bereits hinter sich, folgt – je nach Untersuchungsfokus – fragwürdigen editorischen GrundsätzenoderwissenschaftlichenPrämissen,derenErgebnissezuweilennichtmehr andeninzwischenverlorenenQuellenzuüberprüfensind.7 JüngereArbeitenbeschrän- kensichzumeistaufEinzeluntersuchungenausverschiedenenkulturwissenschaftlichen Disziplinen ohne umfassenderen systematischen Anspruch. Unter diesen Bedingungen wurde Dialektkunst in den Epochendarstellungen marginalisiert, auch wenn sie zum Teilweitausstärker inderAlltagskulturverankertwarundimGebrauchstandalsheute kanonisierteWerkedieserZeit. Die Aufarbeitung der Materialbasis ist freilich kein einfaches Unterfangen. Schwie- rigkeiten bereitet bereits die Identi zierung dialektaler Kunst.8 Besonders heikel ist in diesemZusammenhangdieFragedesVerhältnissesvonBuchstabeundLaut,daSchrei- ben eben „ kein Transkribieren von Gesprochenem“ 9 ist. Da normierte Graphien fehlen, präsentieren sich literarische Mundartverschriftlichungen in den verschiedensten Ab- stufungen, von der phonologisch möglichst präzise wiedergegebenen basisdialektalen Phrase bis hin zur lesefreundlicheren standardnahen Formulierung, deren morphosyn- 7 So nehmen Editoren und Forscher des 19. und auch noch frühen 20. Jahrhunderts bisweilen – gutmei- nend und durchaus wohlbedacht – teils nicht unbeträchtliche Korrekturen am Text vor. Quellentreue ist zu dieser Zeit schlicht kein Teil forschungsrelevanter Paradigmen – vielmehr wird eine Verp ichtung den Textzeugnissen gegenüber erst gar nicht re ektiert, verschrieb man sich doch allem voran der dialektalen bzw. lautlichen Authentizität, die bei Vorliegen eines diesbezüglich als unzulänglich beurteilten Text- zeugnisses in den Editionen völlig selbstverständlich sorgfältig nachbessernd ‚ wiederhergestellt` wurde. Editorische Eingriffe dieser Art nden sich etwa bei August Hartmann, einem der wichtigsten Vermitt- ler dialektaler (heute zum Teil nicht mehr einsehbarer) Quellen, vgl. hierzu exemplarisch Marko Ikonic´: Von dem Entsaz wien. Ein dialektales Propagandalied aus der Liedersammlung Ms. germ. oct. 230 der StaatsbibliothekzuBerlin. In:ebda.,S.118– 132;hier121ff.). 8 Zur „ Krux des nur mittelbaren Zugriffs auf intendierte Dialektalität“ (S.59) vgl. Stefanie Edler: Mündlich Verwurzeltes schriftlich konserviert. Überlegungen zur schriftlichen Repräsentation in der Überlieferung vonDialektliteraturdes17.und18. Jahrhunderts. In: ebda.,S.39– 59. 9 Utz Maas: Schrift – Schreiben – Rechtschreiben. In: Diskussion Deutsch 16 (1985), S.4– 25, hier 7. Buch- staben lassen sich – so Maas – nicht als Abbildung von Lautzeichen verstehen; sie sind „ rein formale Distinktionselemente“ , deren Organisation „ in Re exion auf die Organisation der Sprechsprache entwi- ckeltwordenist“ (ebda.,S.8).
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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800 Eine andere Literaturgeschichte
Title
Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800
Subtitle
Eine andere Literaturgeschichte
Authors
Christian Neuhuber
Stefanie Edler
Elisabeth Zehetner
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20630-9
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
652
Keywords
Germanistik, Dialektliteratur, Bairisch, Sprachwissenschaft, österreichische Dialektkunst
Categories
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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800