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130 KRIEG UND FRIEDEN
NebenhistorischenPersönlichkeitendesAufstandswerdenindiesembösartigenSpott-
bild auch ngierte Gegner mit sprechenden Namen verhöhnt. Die meisten von ihnen
disquali zieren sich schon selbst als ungebildete Rabauken durch ihr breites Bairisch.
Nur Pfarrer Miller, aus einer oberpfälzischen Beamtenfamilie stammend, begründet
standardsprachlich seine Vorstellung vom christlichen Widerstandsrecht mit einem Zi-
tat aus der Bergpredigt, das aus katholischer Sicht freilich mit dem Paulussatz Jeder-
mannseiuntertanderObrigkeit`(Römer13,1)inFragegezogenwurde.ImVordergrund
des Kupferstichs grunzend abgebildet ist die sprichwörtliche bayrische Sau` mit ihren
nicht minder bösartig blickenden Ferkeln. Sie versinnbildlicht das gespannte Verhältnis
zum Stammesbruder`, dessen Schreckensherrschaft in Oberösterreich nach der Ver-
pfändung im Dreißigjährigen Krieg (1620/21 1628) tief in der kollektiven Erinnerung
verankert war. Auch in den folgenden Jahrzehnten konnten die Spannungen zwischen
den Wittelsbachern und Habsburgern trotz einer mit dynastischen Verbindungen ver-
folgten Appeasement-Politik nicht gänzlich beseitigt werden und bekamen eine neue
Qualität, als sich wieder eine günstige Möglichkeit bot, das Haus Wittelsbach als euro-
päische Großmacht zu etablieren. Tatsächlich aber gelang dies in den folgenden Jahr-
zehnten einem anderen Rivalen: Brandenburg-Preußen, dem Antipoden Habsburgs im
HeiligenRömischenReich.
ÖsterreichischerErbfolgekrieg(1740 1748)
Als Kaiser Karl VI. 1740 starb, hinterließ er keinen männlichen Nachfolger, hatte aber
schon lange zuvor in einem diplomatischen Kraftakt die Linealprimogenitur und sub-
sidiäreweiblicheErbfolgedurchgesetzt.Nachder1713erlassenenPragmatischenSank-
tionsolltedieThronfolgedemnachanseineältesteTochterMariaTheresiaübergehen
was aber von Seite verschiedener anderer europäischer Mächte in Frage gestellt wurde,
die ihrerseits die Chance für Macht- und Gebietsgewinne nutzen wollten. Ansprüche
auf das Habsburger-Erbe bzw. das römisch-deutsche Kaisertum stellten aufgrund ver-
schiedener genealogischer Konstellationen Bayern, Sachsen, Frankreich und Spanien;
Preußen wiederum verlangte für seine Anerkennung der Pragmatischen Sanktion die
Provinz Schlesien. Deren Annexion führte zum Österreichischen Erbfolgekrieg, ein
letztlich weltumspannender Krieg mit wechselnden Allianzen, der erst 1748 mit dem
FriedenvonAachenendete.EinigeGebiete, insbesondereSchlesien,musstenabgetreten
werden, insgesamt aber konnte Maria Theresia ihren Thronanspruch behaupten.66 Zu
BeginndesKriegesallerdingshattekaumnochjemandandenErfolggeglaubt:Demmo-
dernenstehendenHeerPreußenshattemanzunächstwenigentgegenzusetzen,während
zugleich der bayrische Kurfürst Karl Albrecht mit seinen von sächsischen und franzö-
66 Vgl.ReedBrowning:TheWaroftheAustrianSuccession.Stroud:AlanSutton1994. MichaelHochedlin-
ger: Austria's Wars of Emergence. War, State and Society in the Habsburg Monarchy 1683 1797. London
[u.a.]:PearsonEducation2003,S.246ff.
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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800
Eine andere Literaturgeschichte
- Title
- Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800
- Subtitle
- Eine andere Literaturgeschichte
- Authors
- Christian Neuhuber
- Stefanie Edler
- Elisabeth Zehetner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20630-9
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 652
- Keywords
- Germanistik, Dialektliteratur, Bairisch, Sprachwissenschaft, österreichische Dialektkunst
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen