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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800 - Eine andere Literaturgeschichte
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OpenAccess © 2019byBÖHLAUVERLAGGMBH&CO.KG,WIENKÖLNWEIMAR 150 KRIEG UND FRIEDEN seiner mickrigen Bezahlung, den harten Diensten und nicht weniger harten Bestrafun- genbeiFehlverhaltenbehagt ihmnicht;alsersichmitDiebstähleneinZubrotverdienen will, wird er gefasst und in den Kerker geworfen. Wäre da nicht der Bauer Mopsus, der unbedingt die Ehre seiner Tochter retten möchte, hätte Florian wohl den Strang zu er- warten: Florian. Es vergeht ain der lust zum Soldaten leben? wan einer ein gspert ist, vndt hat nichts zfressen?Ichhabzwardraustauchwenigghabt,aberdagarnichts,vndMuesmirnochförch- ten,obmanmichnithenckht?dochwäresschierbessergschwindtaufknipfft,alßdaßeinerso lang mues eingsperter Hunger leiden. An den ding allen ist Kein andrer Mensch schuldig, alß der Mops mein gwester herr, Ich wär mein lebtag Kein Soldat worden, wan Er mir sein Grethl glassenhett,öderbernheitter?aberIchhabnschonpräffzalt, seinTochterwirdtbaldtgrosser werden,alßgwest ist, JaKombtderalteMaußKopff. Mopsus. Mueß man dich da nden du Erbarer Gsell? das ist wohlgar ä rechts hauß r solche Vögel. Florian. Waßhabt Ihrdarnachzufragen? Mopsus. Dusolstwohl sobaldtnit raußKhommen,warthnur. Florian. Vnndtwarumbdan? Mopsus. DuSchelmwaßhastdumirdörffenmeinTochterschenden? Florian. Daßisterlogen,vnndtwär ichdraust, Ichwoltdirwaßanderst sagen. Mopsus. WaßwilldußLaugnen?hatsnit schonbekhentaufdich? Florian. Aufmich?Ödiehure, istdanschwanger? Mopsus. Ey so frag du galgen Vogel? du wirst es ehe wol wisßen, vnd sag nur gschwindt ob dus nemmenwilst,oder IchgehegleichzudeinenHaubtman,derwirddichgwißZwiffeln? Florian. Sagwaßduwilt Ichglaubsnitdaßschwangersey,bißdaßIchssieh. Mopsus. Worth Ich will dirs gleich vnders gsicht stellen, sie wird dirs sagen, wanß gschehen ist, vnndtmeinNachbahrenwill Ichmitnemmen,daßErKanZeignußgeben. Florian. Daß ist frössen r mich, ach wan ich halt mit dem handl Kunt Ledig werden auß den Kerckher vnndt von Soldaten leben: Es mueß gehen, oder es mues brechen, der Nar wirt iezt hingehen zum Haubtman, wird mich verklagen, der haubtman wird mir auflegen ich solls nemmen, so will Ich ihm aber gleich sagen, nein ich nimbs nit, wan Er mich nit lossmacht vonSoldatenleben:vndsoltmanmichauchdriberhenckhen,wanichsniteheverschuldthab: vnndt recht: solt ich erst noch darzue weib, vnndt Kindt mit ein ander nemben, vnndt solt ein Soldat bleiben, wo miest ich ihnen zfressen schaffen, Hab ich doch allein nit gnueg, Ich mues Ja dreymahl mehr stellen alß vor? vnndt wär mir der galgen gwiß, wan Ichs dan gwiß weiß, waß will ih mich mit den weib erst schleppen, henckht man mich, so bin ich Todt, ich mues doch einmahl sterben. Wan er mich aber außkhaufft, so wil ichs nemmen: vnndt es Kan gar leicht sein,danvnßerHaubtmanistgarGeldtHungerig.109 bernheitter]Bärenhäuter:SchimpfwortmitunsichereretymologischerDeutung Zwiffeln]quälen,bestrafen Florians Kalkül ist erfolgreich; tatsächlich lässt ihn der korrupte Hauptmann für 15 Gulden laufen – ein wohl nicht allzu unrealistischer Einblick in die damaligen Gep o- genheiten. Bildmächtig ist die amüsante Klag der soldaten für vier Singstimmen und Cembalo des Doppeltalents Johann Beer (1655– 1700), die der gebürtige Oberösterrei- cher und protestantische Exulant zwar nicht dezidiert dialektal schrieb, die aber in der 109 Österreichische Nationalbibliothek, Cod.10160 Han., f. 101v– 102v. Erstediert ist das Intermedium (des- sendialektaleTeileunterschiedlichstarkmarkiertsind) inChristianNeuhuber:yglabes trambtmie.Dia- lektaleRedeinWienerStückendesWander-,Ordens-undHoftheaters1665/66. In:ChristianNeuhuber/ Elisabeth Zehetner (Hg.): Bairisch-österreichischer Dialekt in Literatur und Musik 1650– 1900. Tagungs- band.Graz:Leykam/Universitätsverl. 2015,S.61– 116.
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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800 Eine andere Literaturgeschichte
Title
Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800
Subtitle
Eine andere Literaturgeschichte
Authors
Christian Neuhuber
Stefanie Edler
Elisabeth Zehetner
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20630-9
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
652
Keywords
Germanistik, Dialektliteratur, Bairisch, Sprachwissenschaft, österreichische Dialektkunst
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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Bairisch-österreichische Dialektliteratur vor 1800