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50 Sitten und Gebräuche. 50
beginnt mit Auftacten. Was die Reimkunst beim Schnadahüpfl anbelangt,
wäre zu sagen, dass sie sehr mannigfach ist, oft sich sogar auf bloßen
Gleichklang beschränkt. Das „Schnadahüpfl" behandelt oft sehr Verschieden-
artiges, je nach des Sängers Phantasie und Laune und nach zufälligen An-
regungen und Einflüssen von außen.
„So fest wia die Berg, „Stork sand die Steirerleit,
Für di ewigi Zeit, Friedli und treu,
So steahn für iar Laudi Den, der'n Koasa schimpft,
Die steirisch'n Leit." Prügeln ma glei."
So singt der Steirer von seiner Heimat, so äußert sich seine Heimat-
liehe. Dann tönt es wieder beim Fenster seiner Herzliebsten :
„Diandle, geh' her zan Zaun, „I bin a kloans Dirndl,
Lass dar in d'Äugla schau'n Frisch singt „sie" Drum muass i mih wihrn,
Was für a Färb se hab'n, hernach zurück : Denn sist tliat'n mill d'Groß'n
Schwarz oder braun?" In Sock einischiab'n."
Auch gar schelmisch weiß der Alpensohn zu singen:
„Und's Dirndl hat's kränkt, -Gelt, du schwarzaugati,
Dass ma a Bussi hat g'schenkt; Gelt, für dih taugat i,
Is ma gar nix dran gleg'n, Gelt, für dih war ih recht,
Kann dir's glei wieda geb'n." Wann ih dih möcht."
Und so ließen sich noch unzählig viele aufzählen! Der Steirer legt
in diesen vier Zeilen alles nieder, was er denkt und fühlt, ja oft sein
tiefstes Geheimnis, seine Lust und Liebe, seinen Schmerz, seine Freude ;
alles, was ihn bewegt und am Herzen liegt, spricht er hier in sehlichten
Worten aus, und, wo das Wort nicht ausreicht für die Tiefe der Empfindung,
da ergänzt es der folgende Jodler oder Jauchzer. Es springt bei einem
Liebesgespräch heim „Fensterin" hin und her als launige, oft trutzige
Red' und Gegenred', oft in wahrhaft unerschöpflicher und erstaunlich schlag-
fertiger Weise. In seinem erweiterten Wirkungskreise ist das vielnamige
Schnadahüpfl nun des Bauers lyrisches Epigramm; es ist, wie unser treff-
licher Hans Grasberger so prächtig kennzeichnet, „sein Liebeslied,
seine Humoreske, seine Aufforderung zum Spiel und Kampf, seine Spruch-
weisheit. Es ist des Älplers Erkennungszeichen, sein Stolz und sein Tröster,
sowie in der Fremde sein klingendes Heimweh." Solang der Alpensohn
singen kann, ist ihm wohl; alles, was er auf der Seele hat, wird zum Lied:
„Und a Schnadahüpfl
Is a offas Briafl,
Und da steht's deutli drinn,
Wias dir is in dein Sinn."
Vor allem ist es aber doch Frohsinn und Lebenslust, so diese
Liedlein athmen :
„A Schnadahüpfl is
A Vogel im Wald,
Bald er trauri will wer'n,
Nocha stirbt er a bald."
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Volume 1
- Title
- Die eherne Mark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Volume
- 1
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- Leykam
- Location
- Graz
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.45 x 21.56 cm
- Pages
- 496
- Keywords
- Steiermark, Heimatkunde
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918