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140 Das Thal der Mürz. 140
der frische Alpenbach bei Mürzzuschlag hinanstritt in eine neue Welt, das
e igent l i che , s onn ige , l i eb l i che Mürzthal .
Durch den Zufluss des von den w. Ausläufern des Wechsels kommenden,
wasserreichen Fröschnitzbaches gekräftigt, durchschlingt nun die Mürz in
vielen Windungen den breiten Thalboden, der in sw. Richtung dahinzieht.
Im sonnigen Thalgrunde breiten sich, eingebettet zwischen reichgegliederten,
dunklen, dichtbewaldeten Berglehnen, sanft ansteigende, hellgrüne Wiesen-
matten und reiches Ackerland aus. Von allen Seiten rauschen aus tief
eingeschnittenen, verlorenen Waldschluchten Wässer hervor, dem Tliale zu,
und diese reiche Gliederung der durchschnittlich 1100— 1200 m hohen
Thallehne zählt zu den besonderen Schönheiten des Mürzthales. Steigt
man die ö. Thallehne hinauf, so erblickt das Auge, über die w. Höhenkämme
hinschauend, bald die herrliche Felsenkette des Hochschwabzuges und die
riesigen Massen der Kalkmaueru der Hohen Veitsch, der Rax und der
Schneealpe, stockförmig aufstrebende Gebirgsmassen mit großartiger Plateau-
bildung. Nahezu in der Mitte des eigentlichen Mürzthales springt von der
ö. Berglehne der Wartbergkogel so weit ins Thal ein, dass die Mürz,
Bahn und Straße, nur eng aneinander gedrängt sich durchwinden können,
und es gliedert dieser Bergrücken, an welchen einst die Wogen eines das
obere Mürzthal erfüllenden Sees gebrandet haben mögen, das Thal der
Mürz in das obere und in das untere Mürzthal. Von seiner Höhe blickt
man n. über den herrlichen Thalboden bis zu den Höhen des Semmering,
der Rax und der Schneealpe, nach S. aber über die ortsreiche Niederung
zu den Kuppen des Rennfeldes, der Hochalpe und der Mugel.
Von Krieglach und Kindberg ziehen kleine Alpenstraßen nach 0.
über den Fischbacher Alpenzug in das Thal der Feistritz und von Mittern-
dorf leitet ein unter den wilden Berghängen der Hohen Veitsch hinziehender
Wallfahrtsweg nach dem Gnadenorte Maria-Zell, wohin von Kapfenberg
im unteren Mürzthale über Aflenz und den Seeberg die Poststraße führt.
Nahezu am Ende des Mürzthales, bei Bruck, zweigt noch nach NW.
das herrliche Thal von Tragöss ab, tief einschneidend in die Kalkmassen
der Hochschwabgruppe mit einem hellgrünen Alpsee, einer wilden Felsen-
klamm und einer, einen ganzen Gebirgskamm durchbrechenden Höhle.
Sind auch all die kleinen Hämmer in den Seitengräben verödet und
zu Ruinen versunken, so hallt doch noch heute, wie vor Jahrhunderten,
das lustige Pochen der Eisenhämmer den Thalboden entlang und es steigen
noch heute aus den Seitenschluchten von den Meilern der Köhler graue
Rauchwölklein zum Sonnenlichte empor. Dorf auf Dorf, Markt auf Markt
reiht sich das Thal entlang und mitten aus den schmucken Ortschaften ragen,
weithin sichtbar, in massigem Viereck aufsteigend, die stolzen Kirchtliürme,
nahezu unverstümmelt, mit dem charakteristischen kräftigen Satteldach über
die gothischen Kirchenbauten auf. Das holzgeziminerte Haus mit dem schönen
rothbraunen l.ärchengebälke ist selten geworden, und auch die Höfe mit
steinernem Unter- und hölzernem Oberhau werden von schönen, bequemen,
meist stockhohen Steinbauten mit hellrothem Ziegeldach mehr und mehr
verdrängt.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Volume 1
- Title
- Die eherne Mark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Volume
- 1
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- Leykam
- Location
- Graz
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.45 x 21.56 cm
- Pages
- 496
- Keywords
- Steiermark, Heimatkunde
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918