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1666 langte Margaretha Theresia, Tochter Philipps des IV. von Spanien, die am
28. April von Madrid aufgebrochen war, als Braut Kaiser Leopolds I. in prunk-
vollem Zuge in Bruck an, wo sie von den höchsten weltlichen und geistlichen
Würdenträgern der Steiermark empfangen und bis nach Schottwien begleitet wurde.
Die Braut und ihr weibliches Gefolge saßen dabei in von Maulthieren getragenen
Sänften, wie aus einem gleichzeitigen Kupferstiche (Platte im Landesarchive zu
Graz) zu entnehmen ist. In den J. 1683 und 1688 wütheten große Brände in Bruck.
Der Calvarienberg s. von Bruck wurde 1704 errichtet und anlässlich der Pest-
seuche 1716 daselbst die noch bestehende Kirche erbaut. Im J. 1723 am 22. Juni
kam Karl VI. mit seiner Tochter Maria Theresia und großem Gefolge das Mürz-
thal herab, behufs Erbhuldigung in Graz, auf der Durchreise nach Bruck.
1742 kaufte die Stadt von Maria Theresia große Forste in der Um-
gebung Brucks.
Wichtig war das J. 1748 für Bruck, da in diesem Jahre die neue Kreis-
eintheilung Steiermarks erfolgte, nach welcher Bruck zur Kreisstadt des
Brucker Kreisamtes erhoben wurde.
Im J. 1771 wird Landskron von der Stadt an F. X. Ritter von Fraydenegg
verkauft. (In jüngster Zeit wieder in den Besitz der Stadt gelangt.) 1781 wüthete
ein großer Brand in Bruck. 1782, in welchem Jahre das Minoritenkloster auf-
gehoben wurde, sah Bruck Papst Pius VI. und 1783 die marokkanische Gesandt-
schaft auf der Durchreise nach Wien. Im J. 1787 bewilligte Kaiser Josef II. am
25. April und 10. November der Stadt Jahr- und Viehmärkte. Der wichtigste
und damals in ganz Obersteier größte Lebensmittelmarkt war jedoch jener am
ersten Montag in der Fasten am Arbes-(Erbsen-)Montag. Im Todesjahre Kaiser
Josefs 1790, im September, hielt sich der neapolitanische Hof mit Ferdinand IV.
mehrere Tage (vom 9. bis 13. September) in Bruck auf, wobei große Festlichkeiten
stattfanden.
Die nächsten Jahrzehnte erschütterten infolge einer ganzen Reihe Unglücks-
fälle-den Wohlstand der Stadt. So vernichtete am 4. und 5. September 1792 ein
furchtbarer Brand die ganze Stadt und die Veste Landskron, wobei neben 170 II.
auch die Pfarrkirche und das Rathhaus eingeäschert wurden.*) Bald darauf, am
6. Februar 1794, folgte ein starkes Erdbeben. Neben diesen elementaren Unglücks-
fällen begann jedoch auch die Gefahr feindlicher Invasionen französischer Kriegs-
völker am politischen Horizonte Österreichs aufzusteigen und schon am 4. April
1797 traf die Armee Erzherzog Karls auf dem Rückzüge aus Italien in Bruck
ein, am 10. April sah die Stadt die ersten französischen Soldaten und am
nächsten Morgen General Bonaparte selbst. Bruck blieb bis am 25. April von
den Franzosen, die der Stadt starke Contributionen auferlegten, besetzt. Im April
1799 zogen die Russen unter Suwarrow durch Bruck nach Italien und December
1800 passierte das Condé'sche Corps auf dem Rückzüge nach Untersteier die
Stadt. Die französische Invasion 1800—1801 berührte die Stadt nicht, da sie
knapp außer der Demarcationslinie lag. Anfangs November 1805 erfolgte die
dritte Invasion, während welcher die Franzosen über zwei Monate die Stadt be-
setzt hielten. Die Invasion erfolgte einerseits über Maria-Zell, Seewiesen, Aflenz,
andererseits von Leoben aus, u. zw. durch die Corps der Generale Marmont,
Ney und Davoust.
Im J. 1806 wurde das große Verpflegsmagazin vom Ärar der Stadt erbaut.
Im J. 1809 erfolgte die vierte Invasion, u. zw. wurde die Stadt nach dem
blutigen Treffen bei St. Michael am 25. Mai, wobei die österreichischen Truppen
unter den Generalen Jellaèié und Esterházy vom Vicekönig von Italien und General
Durutte über Leoben nach Bruck zurückgedrängt wurden, am 27. Mai vom Feinde
besetzt. Am 6. Juli zog ein Armeecorps von 30.000 Mann unter Gyulai durch
Bruck. Bei diesen Invasionen vermittelte erfolgreich der Haupttabaksverleger in
Bruck, Baron Vauthier de Baillamont, als geborner Franzose die Verhandlungen
*) Zum Wiederaufbau der Stadt wurde n. a. das Steinmaterial der gleichfalls abgebrannten
Burg Landskron und der Dachstuhl der Burg Lichtenegg verwendet.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Volume 1
- Title
- Die eherne Mark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Volume
- 1
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- Leykam
- Location
- Graz
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.45 x 21.56 cm
- Pages
- 496
- Keywords
- Steiermark, Heimatkunde
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918