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234 Das Tragössthal.
merkwürdiger Bau von einem unschönen Nothdache überragt wird. Die Kirche
zeigt eine zweischiffige spätgothische Anlage, u. zw. wird das Schiff durch zwei
achtekige Pfeiler, das zwei Stufen höher liegende Chor durch Rundsäulen in zwei
Schiffe getheilt. Bemerkenswert sind der Altar r. neben der Kanzel, von 1660, mit
hübschen Renaissanceformen und gothischen Figuren im Mittelschrein und jenen
r. vom Hochaltar an der Evangelienseite mit drei gothischen Statuen, dar-
unter als älteste eine Marienstatue in der Mitte. Der Altar am Scheidebogen des
Schiffes stammt von 1660. Die Netzgewölbe der Kirche zeigen im Schiffe eine
sehr merkwürdige gothische Bemalung mit symbolischen Thier- und
Menschengestalten, darunter die vier Evangelisten und Ptlanzenmotive. Von In-
teresse ist auch der eiserne Thürbeschlag. Die drei kleinen Glocken im Thurme
sind von 1374, dann 1603 (von Thoman Aver in Graz) und 1731 (von Theresia
Weyer in Graz) gegossen.
Übergänge. Nach Etmißl übers Sattleck (auch Lärcheck genannt)
2 St.; nach Dionysen über das Kotzeck 2 St.; nach Leoben und Trofaiach
von Oberdorf über das Oberthal in je 3% St. Von St. Kathrein beginnt
die durchwegs sehr gute Straße (Bezirksstraße zweiter Classe) allmählich
mehr anzusteigen, und tritt dieselbe bei den Häusergruppen Niederdorf und
Oberdorf, in welch letzterer sich eine Kapelle mit einem, 1667 von Lukas
Casimir Praunsberg zu Ernheimb, Sr. Majestät Rath und Stift Goess'scher
Schaffer, welcher hier mit Gemahlin begraben liegt, errichteten Spät-
renaissancealtar, in das kuppen tauchen aus der
eigentliche Tragössthal, ^ ^ ^ ^ Niederung auf, und be-
welches sogleich einen yxJ\\ leben mit ihren dunklen
andern Charakter an- * ^v^^/^-y^Q | -- Hängen den reich be-
nimmt. E5aVaVaÌ / jbuLXAi -- hauten Thalgrund, wäh-
Das Thal beginnt ú rend im Thalschlusse
sich allmählich zu wei- I der felsige Kamm des
ten, waldreiche Hügel- L J langen Treanchtling-
Grundriss der Alexiuskirche. Aus dem „Kirchenschmuck".
zuges auftaucht. Immer schöner und fesselnder entwickelt sich nun in stetiger
Steigerung der Scenerie das Landschaftsbild. Dem felsigen Kamme des
Treanchtling folgt alsbald die riesige Mauer der P r i e b i t z , im senk-
rechten Abstürze über die grünen Wiesenmatten des Thalgrundes aufstrebend,
und weiter die zurückliegende Felsenkare des Hocbschwabzuges, an welchem
sich wieder die wilden Schroffen der Messnerin anschließen, deren
gewaltiges Felsenthor (Loch in die Felswand) immer deutlicher sichtbar wird.
Mehr und mehr weitet sich der Thalgrund, durch welchen der Tragössbach
seine unbeschreibbar schöne, bald bläulich, bald grünlich schillernde Flut,
oft große, seeartige Buchten bildend, dahintreibt und verleihen die vielen,
aus dem Thalgrunde auftauchenden Hügelwellen, durch welche sich die
Straße hinwindet, der Landschaft den Zauber reichsten Wechsels. An der
Ortschaft Unterort vorbei, nach welcher bald zur L. die über das H i e s e 1 e g g
nach Vordernberg führende Straße abzweigt, erreicht man circa 1 gute
Wegstunde von St. Kathrein die hübsch an der w. Thallehne gruppierte
Ortschaft Pichel mit einer interessanten, dem heil. Nicolaus geweihten
Fil ialkirche.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Volume 1
- Title
- Die eherne Mark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Volume
- 1
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- Leykam
- Location
- Graz
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.45 x 21.56 cm
- Pages
- 496
- Keywords
- Steiermark, Heimatkunde
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918