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142 Ramsau.
Von besonderer Wichtigkeit ist hier auch die Lodenindustrie und das ge-
werbsmäßig als Hausindustrie betriebene Stricken von Stutzen (Wadenstrümpfen),
Leibchen und Fäustlingen.
So unansehnlich das alte hölzerne Schulhäuschen auch ist, so steht die
Ramsau doch auf einer verhältnißmäßig hohen Bildungsstufe, welche bei den bibel-
festen Bewohnern des Hochlandes auf eine gewisse Belesenheit, die Frucht der
langen Winterabende, zurückzuführen ist. In diesen Abendstunden nimmt der
Ramsauer gar gerne ein volksthümlich geschriebenes Buch zur Hand, um seine
Kenntnisse ein wenig zu erweitern.
Aus religiösen Beweggründen sind in den letzten Decennien große und wohl-
habende Bauernfamilien von der Ramsau und der Umgebung Sehladmings theils
nach Amerika, theils nach dem Kaukasus ausgewandert.
A u s f l ü g e von Sch ladming in das Geb ie t der nörd-
l ichen Kalka lpen .
Aut. Führer: Johann Steiner und Karl Fischer. Beide durchaus
verlässliche Führer, wovon ersterer zu großen Touren in Tirol, letzterer zu Touren
um Zermatt im Gebiete des Monte Rosa geholt wurde. Von Steiner (Basti Hanns)
aus wurde größtenteils die neue Stiegenlage durch die Schwadring hergestellt,
weiters : Johann Knaus vulgo M a ut h n e r, J o h a n n S c h r e m p f und Florian
Steiner, sämmtlich auf der Ramsau.
Schladming—Ramsau, Fußweg 1V2 Std.
Der Weg, welcher 1890 bequemer angelegt und mit Ruhebänken versehen
wurde, durchquert den Thalboden und zieht nun in vielen ziemlich steilen Win-
dungen die Schladminger Leiten durch Wald hinan, um nach ungefähr 3/4 Std.
die erste Stufe der Terrasse von Ramsau zu erreichen. Hier halten wir gerne Rast,
schon um das überraschend schöne Landschaftsbild bewundern zu können, das sich
vor uns entwickelt. Durch ein grünes Waldthor blicken wir vorerst hinab zu dem
zu unseren Füßen dahinziehenden Ennsthale mit dem malerisch an dem s. Thal-
gelände geschmiegten Markte Schladming und den darüber aufragenden dunklen
Gipfeln der Tauern, dann . aber schauen wir jenseits zu der unter dem dunklen
Waldbang aufragenden hellgrauen Mauer der Scheichenspitze, in Avelcher uns zum
erstenmale die ganze Wildheit des s. Absturzes des Dachsteinzuges und damit die
schroffen Gegensätze zAvischen Kalk und Centraigebirge entgegentreten. Der Weg
durchzieht hierauf eine sumpfige Wiese, übersetzt einen Hügelrücken, durchquert eine
zweite moorige Niederung, um sodann in ein Wäldchen zu treten, in Avelchem er
sich mit dem Fahrwege vereint; gleich darauf endet der Wald, und man erblickt
den in unmittelbarer Nähe aufragenden stattlichen Bau des katholischen Pfarr-
hofes, über Avelchen das ZAviebelthürmchen der katholischen Kirche hervorguckt,
und steht wenige Minuten später vor der gastlichen Pforte des breitgiebeligen Ge-
höftes des Kulmwirtes.
Fahrweg. Weit angenehmer und nur unbedeutend Aveiter ist der Fahr-
Aveg (Winterfabrweg).
Gasthöfe: Kirchenwirt am Kulm, vulgo Kulnrwirt, mit Postamt,
altes ausgedehntes Gehöft mit mehreren Nebengebäuden; freundliche Wirtsleute;
nicht theuer, mit mehreren Fremdenzimmern. Das Stockwerk eines hölzernen Stall-
gebäudes ist als Speisesaal eingerichtet, von welchem man eine herrliche Aussicht
auf die gegenüber liegende Felsenmauer des Dachsteinzuges vom Stoder Zinken
bis zum Thorstein genießt (Dachstein selbst ist nicht sichtbar). Zwanzig Minuten
von dem Kulmwirtshaus liegt das für den Fremdenverkehr nicht eingerichtete
Perhab-Wirtshaus.
Über eine Stunde AV. vom Kulm an dem die Ramsau durchziehenden Fahr-
wege liegt noch das kleine einfache Karl-Wirtshaus.
Pension Ramsauhof.
Ungefähr 20 Minuten vom Kulm entstand in jüngster Zeit abseits
vom Hauptwege in reizender Lage ein schmucker, mit aller Bequemlichkeit
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Volume 2
- Title
- Die eherne Mark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Volume
- 2
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- Leykam
- Location
- Graz
- Date
- 1892-1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 14.1 x 20.37 cm
- Pages
- 613
- Keywords
- Steiermark, Heimatkunde
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918