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5 0 4 Die Krakau.
bach, kais. Oberst lieu tenant, dessen Geschlecht jenem ihrer drei ersten
Gatten kaum nachstand. Diese Ehe währte in Glück und Eintracht nahezu ein
Vierteljahrhundert, da erst 1610 Teuffenbach starb. Die 75jälirige Witwe erkor sich
jedoch alsbald wieder einen Gatten in der Person des Grafen Ferdinand v.
Ortenburg, welcher von beständiger Leibesschwachheit befallen war.
Trotz seiner Jugend überlebte daher die Neumann auch diesen fünften Gatten;
er starb 1616 und so war die 81jährige Neumann, die fünf Sprossen der ältesten
Geschlechter Kärntens und Steiermarks als Gatten ins Grab sinken sah, zum
fiinftenmale Witwe geworden. Bei ihrer seltenen Willenskraft, ihrem an die häuer-
liche Abstammung erinnernden wirtschaftlichen und speculativen Sinn, sowie ihrem
überaus klaren Hausverstande, welche Eigenschaften sie zu einer der merkwürdig-
sten Frauen ihrer Zeit machten, war die greise Witwe zu einer der reichsten
Erbinnen in den öst. Erblanden geworden und nun an der Grenze des Lebens
stehend, war sie bedacht, einen würdigen Erben ihrer irdischen Güter zu finden.
Und in diesem entscheidenden Augenblicke kreuzte ein junger, genial beanlagter
Edelmann von den glänzendsten Eigenschaften den Lebensweg der Greisin.
Dieser ritterliche junge Mann war der wie erwähnt am 24. December 1586
zu Straubing in Baiern geborene R,eichsgraf Georg Ludwig v. Schwarzen-
berg, welchem als dem jüngsten Sohn des Grafen Christof nur ein geringes Erbe
zugefallen und der daher nach Österreich ausgewandert war, um beim kaiserlichen
Hofe in Wien sein Glück zu suchen.
Im J. 1617 trat nun die 82jährige Neumannin mit diesem 30jährigen Cavalier
zum sechstenmale zum Traualtare. Schwarzenberg wandte sich der diplomatischen
Laufbahn zu, und wir finden ihn 1621 als außerordentlichen Botschafter am Hofe
Jakobs von England. Er beeilte sich keineswegs mit der Bückkehr und kam endlich
nach 22monatlicher Abwesenheit noch gerade recht nach Murau, um seiner
88jährigen Gattin am 18. December 1623 die Augen zuzudrücken. Die Greisin
blieb bis zur letzten Stunde ihrem protestantischen Glauben treu, und es bedurfte
daher erst sehr langwieriger Verhandlungen, um die Gräfin in einer katholischen
Kirche beizusetzen und erfolgte erst am 29. Jänner 1624 die Bestattung in der
herrschaftlichen Spitalskirche. Hier ruhten die irdischen Reste der Neumannin
durch 250 Jahre, bis sie October 1873 infolge Baufälligkeit der Kirche in aller
Stille in das Kirchlein des kleinen Kapuzinerklosters vor der Stadtmauer übertragen
wurden, welches von jeher unter dem Protectorate der Schwarzenberg steht.
Es war ein wahrhaft fürstliches Vermögen, Avas sich im langen Lebenslaufe
der Avirtschaftlichen Neumannin angesammelt hatte. Der deutsche Kaiser schuldete
ihr allein die für die damalige Zeit ungeheuere Summe von 220.000 fl., außerdem
zählte sie Prälaten und Bischöfe, die ältesten Adelsgeschlechter AArie die reichen
Augshurger Kaufherren zu ihren Schuldnern. In Kärnten umfasste ihr Güterbesitz die
Herrschaften Wasserleonburg und Treffen bei Villach und zahlreiche Gülten mit
444 Huben, 19 Zulehen und 206 Keuschen. In Krain hatte sie bis zum Verkaufe
der Bergwerke in Idria die meisten Antheile, in Steiermark umfasste der Besitz die
ausgedehnte Herrschaft Murau. Von diesem Güterbesitze erbte Georg LudAvig
Graf zu Sclrwarzenberg nur den kleineren Theil, nämlich die Herrschaft Murau,
seit dem ist aber durch fortgesetzte Zukäufe der Grundbesitz des Fürstenhauses
Sclrwarzenberg auch in Steiermark derart angeAvachsen, dass er sammt den Raming-
steiner Wäldern dermal über 46.800 Joch beträgt.
An diesen alten Hauptbesitz in Murau schlössen sich nämlich im Laufe der
Zeit folgende Enverbungen an:
1666 Herrschaft Frauenburg. 1689 die Herrschaften Scheifling und Alt-
teuffenbach mit dem adeligen Sitze Vaßhof.
1690 Gut Rauten.
1696 die Herrschaften Katsch, Saurau und Schrattenberg mit Tschakathurn.
1698 die Herrschaft Reifenstein mit den incorporierten Gütern Offenburg
und Gusterheim.
1783 die Herrschaft Authal mit den incorporierten Gütern Hahnfelden, Puster -
Avald, Grubhof, Rosenbach und Penkhof.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Volume 2
- Title
- Die eherne Mark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Volume
- 2
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- Leykam
- Location
- Graz
- Date
- 1892-1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 14.1 x 20.37 cm
- Pages
- 613
- Keywords
- Steiermark, Heimatkunde
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918