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B l a t t e t 4 — 6" lang unb 1—2" bieit, lanzett- oder schwach
eiförmig, zugespitzt, gestielt, sägeförmig gezähnt, gesättigt grün, im
trockenen Zustande eine indigoblaue Farbe annehmend, am oberen
Theile des Stengels gedrängt kreuzweise einander gegenüberstehend.
Afterblätter zu beiden Seiten am Grunde des Blattstieles, viel kürzer
als dieser, lanzettförmig, ganzrandig, weißlich, hautig und zurückge-
krümmt.
B l ü t h e n zweihäusig d. h. getrennten Geschlechtes und die
Geschlechter auf verschiedenen Individuen. Blumenstiele in den Blatt-
winkeln, die männlichen in langgestielten Trauben, welche länger als
die Blätter sind, und von 3—8 entfernt stehenden 3—4blumigen Wir»
teln gebildet werden. Jede Blume besitzt ein kleines, eiförmiges, zu»
gespitztes Deckblältchen. Kelch glatt, grün, feinc 3—4 Abschnitte sind
lanzettförmig. Staubgefäße meist zu 12, mit weißlichen, langen Fäden
aus anfangs gelben, dann aber schwärzlichen Kölbchen. Die weib»
lichen Blumen sind meist einzeln oder zu zweien auf langen Stielen,
entgegengesetzt und den männlichen ähnlich, Fruchtknoten steifhaarig
mit zwei zurückgebogenen rauhen Griffeln oder sitzenden Narben, Die
Stelle der Staubgefäße nehmen 2 einander entgegengesetzte und in 2
Seitenfurchen des Fruchtknotens gelagerte, fadenförmige Körper ein.
F ru cht zweiköpfige, kurz steifhaarige Kapsel, in jedem Fach
ein Samen.
B l ü t h e z e i t unb Fundor t . Diese Pflanze blüht im
April—Mai und kommt auf Waldbergen, in Zäunen und anderen
schattigen Orten häufig vor, in Steiermait in Wäldern und Gebüschen
bei Köflach, Voitsberg, auf dem Plabutsch bei Graz und vielen andern Orten.
Eigenschaften und Wirkungen.
Diese Pflanze hat im frischen Zustande einen widerlichen
Geruch und einen unangenehmen scharfen Geschmack. Die Wurzel
enthält ein blaues, indigoartiges Satzmehl, welches sich recht gut
zum Blaufärben eignet.
Der Saft des Krautes auf den Unterleib eingerieben soll
Stuhlgänge bewirken. Innerlich genommen erregt das Kraut in
kleinen Gaben ebenfalls Stuhlgänge und man kann es des»
halb als Abführungsmittel benutzen, indem es namentlich gallige
Feuchtigkeit abführt. In größeren Gaben aber bewirkt es Betau»
bung, heftiges Kopfweh, Zittern in den Gliedern, Erbrechen, starke
Bauchflüsfö und Convulsionen (Zuckungen), die mit dem Tod enden
können. Auch aufSchafe wirkt der Genuß dieser Pflanze tödtlich, während
Ziegen es ohne Nachtheil fressen können.
Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Title
- Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Author
- Anton Woditschka
- Publisher
- Eigenverlag
- Location
- Graz
- Date
- 1871
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 12.29 x 18.88 cm
- Pages
- 442
- Keywords
- Pflanzen, Giftpflanzen, Steiermark
- Categories
- Küche und Garten
- Lexika
- Naturwissenschaften Biologie