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Achseln der üben, Blatter sitz » Vlumenkroue über b-m Fruchtknoten
lurzgestielt. Kelchzähne lanzettförmig, von der Länge der eiförmigen
Einschnitte der Blumentrone. Griffel dreispaltig,
Frucht : Beere, unreif grün und dreifächerig, jedes Fach mit
zwei länglich-eiförmigen grauen Samen, reif, schwarz und saftig, ku-
gelrund und erbsengroß.
B l ü t h e z e i t und Fundor t . Diese Pflanze blüht im
Juni bis August und wächst häufig an den Zäunen, Hecken, in Auen
und feuchten Gebüschen. In Steiermark kommt sie vor bei Lanko-
witz und Voitsberg, bei Graz, auf dem Schloßberge, an der Wiener-
straße, am Wege zur W.inzet.elbrücke; bei Gösting u. a. O.
Eigenschaften nnd Wirkungen.
Die nibenförmige Wurzel der weißen Zaunrübe, welche einen
weißen Milchsaft enthält, hat im frischen Zustande einen äußerst starken
und widrigen Geruch und einen eckelhaften, scharf-bittern etwas
zusammenziehenden Geschmack. Durch das Trocknen verschwindet
der Geruch und mildert sich der Geschmack, auch scheint die Scharfe
an Kraft zu verlieren. Das wirksame Princip (Grundstoff) der
Wurzel ist eine eigenthümliche, unerträglich scharfe und äußerst
bittere Substanz, der man den Namen Li^onin gegeben hat, die
sich auch in der ganzen Pflanze, besonders in den Ranke» durch
.stauen erkennen läßt. Ueberdies besitzt sie unter ihren Bestandtheilen
als besonders bemertenswerth noch einen flüchtigen scharfen Stoff,
dessen Natur aber erst näher untersucht werden muß und sehr
viel Stärkemehl, weshalb auch die zerquetschte und vielmals
ausgewaschene und von Milchsaft gesäuberte Wurzel als Nahrungs-
mittel benutzt werden kann. Der Saft der frischen Zaunrüben«
Wurzel ist so scharf, daß er äußerlich die Haut röthet und ent-
zündet; fchmerzhafte Blasen zieht und heftiges Vrennen und Jucken
hervorbringt. Innerlich genommen verursacht die frische Zaun-
rübenwurzel, da sie in stark drastischer (heftiger) Weise auf die
Schleimhaut und Schleimdrüsen des Nahrungskanals und ganz
besonders des Dickdarmes wirkt, schon in kleinen mäßigen Gaben
Eckel, Erbrechen, Durchfall und Darmfchmerzen. In größeren
Gaben aber durch ihren stärkeren Eingriff in die Magendarm«
fchleimhaut heftiges Erbrechen, Kolikschmerzen, blutige schwer zu
stillende Durchfälle, Eingenommenheit des Kopfes, Schwindel,, Ban-
gigkeit, Ohnmachten, ausfallende Schwäche und Hinfälligkeit, Krampse,
Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Title
- Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Author
- Anton Woditschka
- Publisher
- Eigenverlag
- Location
- Graz
- Date
- 1871
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 12.29 x 18.88 cm
- Pages
- 442
- Keywords
- Pflanzen, Giftpflanzen, Steiermark
- Categories
- Küche und Garten
- Lexika
- Naturwissenschaften Biologie