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werden; er ließ dann das Kind in ein Leintuch gehüllt in ein
Schaff setzen und goß aus einem tkinen Topfe fortwährend kaltes
Wasser über den Kopf desselben. Etwa nach zehn Minuten sträubte
sich das Kind dagegen und sprach vernehmlich, es wolle es dem
Vater sagen. Hierauf wurde es abgetrocknet ins Bett gebracht, mit
zweckentsprechenden Mitteln behandelt, und am folgenden Tage
befand es sich schon besser, doch war sein Gang noch unsicher.
Auch dies verlor sich im Verlaufe des Tages und das Mädchen
wußte jetzt wohl, daß es giftige Frucht genossen, nicht aber, was
man nachher mit ihm vorgenommen hatte, (Pecirla Giflgewächfe
Oesterreichs und Deutschlands.)
Gilfte Beobachtung.
Ein Mann und zwei Weiber genossen eine beträchtliche
Menge der zubereiteten Wurzeln von Bilsenkraut, die sie für gelbe
Rüben gehalten hatten. Noch während des Essens empfanden alle
eine Lähmung der Zunge und eine so starke Zufammenschnürung
im Schlunde, daß sie den im Munde befindlichen Bissen nicht mehr
kauen und hinabschlucken konnten, sondern genöthiget waren, ihn
mit den Fingern wieder herauszuziehen. Gleich daraus fing eine
der Frauen, die am wenigsten genossen hatte, an zu lachen, zu
tanzen, im Zimmer herumzulaufen, und nach Dingen zu greifen,
die sie fönst nie berührte; sie starrte die Umstehenden an, hörte
nicht und antwortete auf keine Frage, mehrere Menschen konnten
sie nicht zwingen, zu trinken oder sich niederzulegen.
Die andere Frau, welche weit mehr genossen hatte, war zu
Ende der Mahlzeit auf ihrem Stuhle eingeschlafen, lag unbeweg«
lich, der Kopf war auf die Brust herabgesunten, das Geficht stark
geröthet, die Haut warm, die Augen geschlossen.
Der Mann, welcher das Meiste von den Wurzeln gegessen
hatte, erhob sich zu Ende der Mahlzeit, er war wie trunken nach
seinem Bette getaumelt und dort bewegungslos niedergesunken.
Sein Gesicht war blaß, die Augen geschlossen, der Körper kalt und
steif wie ein Stück Holz, der Kopf krampfhaft nach vorn gezogen,
und es war unmöglich, ihn auf das Kissen zurückzubeugen, das
Athmen war röchelnd und äußerst beschwerlich.
Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Title
- Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Author
- Anton Woditschka
- Publisher
- Eigenverlag
- Location
- Graz
- Date
- 1871
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 12.29 x 18.88 cm
- Pages
- 442
- Keywords
- Pflanzen, Giftpflanzen, Steiermark
- Categories
- Küche und Garten
- Lexika
- Naturwissenschaften Biologie