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genannt, bereitet. und auch feinere Brodsorten mit Mohnsamen
untermischt oder bestreut werden und hiervon nicht die mindeste
nachtheilige Wirkung bekannt ist. Indessen ist es auch eine Ersah»
rungssache, daß in Gegenden, wo der Mohn der Oelbereitung
wegen vielfach gebaut wird, Veweise vorliegen, daß Kinder, die zu
der Entleerung des Samens verwendet werden und bei diesem
Geschäfte viel Samen naschen, davon schläfrig werben. Auch sind
in der früheren, so wie auch in der neueren Zeit Beobachtungen
gemacht worden, daß der Genuß des Mohnsamens Kopfweh, Be-
täubung , ja selbst den Tod herbeizuführen im Stande war; die
narkotische Eigenschaft des Samens kann man am besten an den
ausgepreßten Oelkuchen bemerken, die ganz wie Opium riechen und
den unangenehmen, bitteren scharfen Geschmack des Opiums haben;
auch sind Fälle bekannt, wo der Genuß von frifch ausgepreßten
Mohnöl unüberwindliche Schläfrigkeit, Eingenommenheit des Kopfes,
Betäubung hervorgebracht haben, Erscheinungen, die wieder auf°
gehört haben, nachdem man zum Salat wieder abgelegenes Oel
verwendet hat. Es wäre immerhin denkbar, daß in den Fällen,
wo von den Samen und dem daraus erzeugten Oele, solche Wir'
lungen beobachtet wurden, dies daher kommen kann, daß den
Samen in mehr oder weniger bedeutender Menge Partikelchen
(kleine Stückchen) von den Fruchtkapseln wären beigemengt gewesen;
obgleich H,ooari6 behauptet, aus 6 Pfund Samen 30 Gran Nor-
Min dargestellt und sich vor einer solchen Vermischung der Samen
mit den kleinen Theilchen der Fruchtkapseln sicher dürfte gehütet
haben, indem sonst ja seine ganze Untersuchung völlig zwecklos
gewesen wäre. Wie aber das Opium selbst bezüglich des Percent'
gehaltes an NorMu je nach Klima, Boden und Standort»
Verhältnissen sehr difserirt, so muß dieses auch hinsichtlich des
Samens angenommen werden, wenn er überhaupt NorMu besitzt.
Vergiftungen durch Mohnkapseln.
Erste Beobachtung.
Einem halbjährigen Kinde bereitete die Mutter auf Anrathen
einer Nachbarin, des heftigen Schreiens wegen, eine Abkochung
von zwei Mohnlöpfen und gab ihm dieselbe zu trinken; es »urde
Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Title
- Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Author
- Anton Woditschka
- Publisher
- Eigenverlag
- Location
- Graz
- Date
- 1871
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 12.29 x 18.88 cm
- Pages
- 442
- Keywords
- Pflanzen, Giftpflanzen, Steiermark
- Categories
- Küche und Garten
- Lexika
- Naturwissenschaften Biologie