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Das Schloss Feistritz trägt alle Merkmale eines uralten
Familiensitzes: im äussersten Hintergrunde ragt noch der finstere
trotzige Thurm mit seinem Gewirre von engen Treppen und
schmalgeschlitzten Fensterlucken, den vielleicht in seinen Grund-
vesten die ersten Sprossen des Edelgeschlechtes der Herren
von Feistritz, die schon 1141 (mit Ortwin von Feistritz) er-
wähnt werden, erbauten, als Wahrzeichen längst entschwundener
Zeiten über die Wipfel uralter Bäume auf, aber dem engen
Thurme fügte jede Generation neue Bauten, immer wohnlicher
und freundlicher an, bis in den Vierziger Jahren unseres Jahr-
hunderts die Grafen Lamberg mit dem Ausbau der schon auf
Visclier's Prospect des Schlosses von 1681 befindlichen Ost-
front desselben, bis zu den Eckthürmen, den Bau des Schlosses
zum Abschlüsse brachten.
Die langgestreckte Front des einstockliohen, von zwei
Eck-thürmen
flankirten Schlosses, in dessen Thorhalle eine merkwürdige
steinerne Löwenfigur liegt, birgt die eigentlichen Wohnräume des
Neuschlosses, die reich mit Rococo-Möbeln ausgestattet sind.
Inter-essante
Schränke mit reicher Einlegearbeit, prächtige Truhe aus
dem 17. Jahrhundert, Familienporträts, Stammbäume etc.
Beson-ders
sehenswertji die den ganzen Corridor und ein Zimmer
füllende Waffensammlung, die schönste der
Ost-Steier-mark,
namentlich die reiche Sammlung der Gewehre (prächtig
ein-gelegte
Radschlossgewehre etc.).
Durchschreitet man die Thorhalle, so gelangt man in den
grossen Hofraum, an dessen linker Ecke die grosse Kapelle, ein
äusserlich schmuckloser Bau, liegt. Um diese Kapelle war einst ein
Friedhof, und wurden vor einigen Jahren bei einem Umbau viele
Knochenreste gefunden, bei welcher Gelegenheit man auch entdeckte,
dass das Schloss ganz auf Piloten aufgebaut ist. Innen birgt die
geräumige Kapelle zum heil. Michael, deren Steinpflaster bemost
ist, interessante Grabsteine der Familie Mindorf, mit Relief bildern
und protestantischen Bibelsprüchen reich versehen, durchwegs aus
dem Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts. Den Hofraum
begrenzt westlich ein unregelmässiges Gebäude, dessen Thorbogen
mit den steinernen Wappen der Mindorf, Trautmannsdorf und
Eibis-wald
geziert ist, welche Wappen sich auf Christoph Freiherrn von
Mindorf und seine Gemahlinnen Sophie v. Trautmannsdorf und Maria
Magdalena v. Eibiswald beziehen. Hat man die Thorhalle
durch-schritten,
so erblickt man den riesigen viereckigen Thurm, der die
älteste Schlossanlage markirt. Der gewaltige Thurm, dem ein eine
Wendeltreppe bergender Rundtburm vorgelagert ist, die angrenzenden,
im rechten Winkel ausspringenden Arcadengänge und ein mächtiger
Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Title
- Die nordöstliche Steiermark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- -
- Location
- Graz
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 10.93 x 17.9 cm
- Pages
- 498
- Categories
- Geschichte Vor 1918