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schon 1293 urkundlich erwähnt, 1613 wurde Wilhelm von
Ratmannsdorf in den Grafenstand erhoben, sein Sohn Sigmund
war der letzte seines Stammes. Am 2. Februar 1623 kam
die Herrschaft in den Besitz der Jesuiten, bei welchen sie bis
1773 verblieb. Nach Aufhebung des Jesuitenordens wurde Rat-
mannsdorf vom Staate verwaltet, 1782 aber von Graf Job.
Frz. Anton Khevenhüller verkauft. Später kamen die Gebäude,
in welchen, wie erwähnt, von 1842—1858 das Erziehungshaus
des 27. Infanterie-Regiments untergebracht war und in welchen
jetzt die k. k. Bezirkshauptmannschaft und das Bezirksgericht
domiciliren, theils in Besitz des Aerars, theils in Besitz der
Bürger-Corporationen.
3. Die Kunstmühle des Herrn Johann Pichler,
ausgezeichnet durch ihre auf die neuesten Erfahrungen basirten
vorzüglichen technischen Einrichtungen, namentlich interessant
die Uebertragung der Wasserkraft des Weizbaches mittelst einer
15 Minuten oberhalb der Fabrik etablirteu Transmission auf
die Maschinen der Mühle, die später theilweise wieder direct
durch den Weizbacli in Betrieb gesetzt werden. Die ganze
Mühle, sowie alle Räume des Wohnhauses werden durch elek-
trische Glühlichtlampen erleuchtet. Es werden wöchentlich vier
bis fünf Waggons Mehl vermählen.
4. Die M o s do rf er is ch en Sensenwerke ausser
Weiz. Die reich begüterte Gewerkenfamilie Mosdorfer reicht
bis Anfangs des 17. Jahrhunderts zurück. Sie waren anfangs
Klingen- und Schwertschmiede und lieferten anlässlich der
Türkenbelagerung Wiens 1683 Klingen an das Aerar. Das
Werkszeichen war und ist noch heute „drei Klingen" und ge-
niesst einen ausgezeichneten Ruf. 1783 erhielt das Werk die
Concession zur Sensenschmiede. Epochemachend war für die
Sensenindustrie die Einführung des Bessemerstahles und war
Balthasar Mosdorfer der Erste, welcher im Sichelwerke den
Bessemerstahl mit bestem Erfolge einführte (1868). Seit dieser
Zeit erweiterte sich die jährliche Production, die heute eine halbe
Million Sicheln umfasst, ununterbrochen. Die Sicheln der Brüder
Mosdorfer wurden auf der Ausstellung in Paris 1878 mit der
goldenen, in Wien 1873 mit der Verdienst-Medaille ausgezeichnet.
Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Title
- Die nordöstliche Steiermark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- -
- Location
- Graz
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 10.93 x 17.9 cm
- Pages
- 498
- Categories
- Geschichte Vor 1918