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Grafenort in Prenss.-Schlesien. Am bedeutendsten ist jedoch die
Allod-Herrschaft Strilek mit Cetechowitz nächst Kremsier in Mähren
mit circa 4600 Joch, Eigenthum des Sigmund Graf Herberstein.
Wie wir früher erwähnt, theilten sich Georg und Andreas
Herberstein in das Erbe des 1421 gestorbenen Günther von Herberstein,
wodurch zwei Linien entstanden. Die ältere, von Georg von Herberstein
ausgehende, die wir weiter verfolgt haben, und die von Andreas
ausgehende jüngere Linie. Dieser Andreas von Herberstein erhielt
bei dieser Tlieilung die Yeste Mahrenfels in Istrien nebst vielen
anderen Besitzungen. Er vermählte sich mit Ursula von Teuffenbach,
welcher Ehe zwei Söhne und zwei Töchter entsprossen: Georg und
Leonhard, Elisabeth und Dorothea. Hievon heiratete Leonhard
1465 Barbara, Tochter Niclasens, Burggrafens von Luentz und Lueg.
Dieser Ehe entsprossen vier Söhne, darunter der 1486 zu Wippach
in Krain geborene berühmteste aller Herberstein, Sigmund von
Herberstein. Er war nicht nur ein heldenhafter Heerführer,
sondern einer der berühmtesten Staatsmänner und Gelehrten seiner
Zeit, der nebst vielen wissenschaftlichen Werken auch ein
merk-würdiges
Tagebuch seines thatenreichen Lebens hinterlassen hat.
Er ward nicht nur bei jeder Gelegenheit zum Richter und Vermittler
zwischen Landesherrn und Vasallen erkoren, sondern es wurden ihm
auch die schwierigsten Missionen an allen Höfen in und ausser
Europa übertragen, wie er auch von allen Königen und Fürsten mit
Auszeichnungen überhäuft wurde. Er lebte unter fünf Kaisern aus dem
Hause Habsburg: Friedrich dem Friedsamen, Maximilian I., Carl V.,
Ferdinand I. und Maximilian II., Maximilian I. und Ferdinand 1.
trug er auf seinen Schultern zu Grabe. Maximilian I. und II., Carl V.
und Ferdinand leistete er wichtige Dienste. Er starb am 28. Mai 1566
zu Wien, 80 Jahre alt, und wurde bei den Michaelern beigesetzt.
Dem Schlosse ist, wie erwähnt, eine im Stile floren-
tinisclier Renaissance zierlichst gebaute Galerie, welche den
ersten Hof einschliesst, vorgelagert. Die Fagade dieser Galerie,
von zwei schräg gestellten Eckthürmen mit Schiessscharten
flankirt, zeigt in der Mitte das reich mit den Statuen Mars
und Minerva und dem von zwei Löwen gehaltenen prächtigen
Herberstein'schen Wappen decorirte Portal des Thores, über
welchem eine lange lateinische Inschrift den Ruhm des Er-
bauers dieser Galerie (1648), Johann Maximilian Graf Herber-
stein verkündet. Zu oberst ein Marienbild. Die Galerie, welche
ringsum in einer von Säulenbalustraden umschlossenen Plattform
endet, zeigt innen eine Doppelreihe von Arcaden, welche im
Sommer ganz von Guirlanden wilden Weins umwuchert ist, während
die umlaufenden Corridore mit prächtigen alten Hirschgeweihen
Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Title
- Die nordöstliche Steiermark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- -
- Location
- Graz
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 10.93 x 17.9 cm
- Pages
- 498
- Categories
- Geschichte Vor 1918