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Geschichte des Stiftes: Die Gründung des Stiftes
er-folgte,
wie erwähnt, durch den letzten Neuberg (Neyperg) uud seine
Schwester mit Testament vom Nikolaitage 1482. Dem ersten
Prä-laten
Ulrich v. Trautmannsdorf des vom Chorherrenstifte Vorau
colonisirten Stiftes folgte 1512 der Stiftsdechant Lorenz Handl, der
jedoch resignirte, worauf Johann Mistelberger zum dritten Prälaten
gewählt wurde. Er starb 1530, worauf Leopold Bachmann
nach-folgte,
der jedoch schon 1534 starb. Sein Nachfolger war Christoph
Trückl, Stadtpfarrer zu Graz, welcher in stürmischer, drangvoller
Zeit sein Amt 28 Jahre bekleidete. Unter seine Regierung fällt der
Ueberfall des Stiftes durch Weickhart von Pollheim am 9. Mai
1541, der jedoch durch die Marktbewohner, die auf den Schall der
Sturmglocke dem Stifte zu Hilfe eilten, abgeschlagen wurde. Die
Ursache dieses Ueberfalles war ein Streit um das Vogteirecbt über
Pöllau. Dem Christoph Trückl folgte 1560 Georg Steinhauser, der
jedoch schon 1565 starb. Hierauf wurde Stefan Mitterhauser zum
Prälaten gewählt, welcher 20 Jahre seines Amtes waltete und am
2. October 1585 starb. Sein Nachfolger wurde Dr. Peter Muchitsch,
Stadtpfarrer zu Graz, früher Domherr zu St. Stephan in Wien und
Rector magnificus der Wiener Universität, einer der eifrigsten
Gegner des Protestantismus. Er starb 1600, am 29. April. Ihm
folgte Valentin Ritter, der während seiner 23jährigen Regierung das
Stiftsvermögen wesentlich vermehrte. Er starb am 1. November
1623. Sein Nachfolger Michael Praithofer, gleichfalls ein Mehrer
des Stiftsvermögens, regierte bis 1641. Ihm folgten Vincenz
Neu-hold
und Caspar Kolb 1641-1643 und 1643—1645. Der nächste
Prälat Pankratius Perkliofen vermehrte wesentlich das
Stiftsver-mögen,
so namentlich durch Ankauf der Herrschaft Ktilbl. Mit seinem
Nachfolger Michael Josef Meister (1669—1696) erreichte
das Stift seine schönste Blütheperiode; dieser treffliche Mann, von
ungewöhnlichen Geistes- und Herzensgaben, erwarb u. a. das
Frei-haus
in der Herrengasse (jetzt Nr. 26) in Graz, baute das
Stifts-gebäude
vom Grunde aus neu auf, sowie den Pfarrhof zu
Pöllau-berg,
Hess Mathias von Görz in Italien ausbilden und entwarf die
Pläne zum Neubau der Kirche, wie er auch viele reiche Sprossen
alter Adelsgeschlechter zum Eintritte in das Stift veranlasste. Er
starb am 7. November 1696. Ihm folgte, in die Fussstapfen seines
Vorgängers tretend, Johann Ernst v. Ortenhofen, unter dessen
46jähriger Regierung der Neubau der Kirche und die Erwerbung
des Pöllauerhofes am Mehlplatze in Graz (jetzt Oberlandesgericht)
und der Herrschaft Welsdorf fällt. Er starb am 29. Juli 1741.
Sein Nachfolger Karl Josef Graf v. Breuner, lebte während seiner
32jährigen Regierung zumeist in Graz, er war landständischer
De-putirter
und vernachlässigte die Interessen des Stiftes. Ihm folgte
als letzter Prälat 1776 der Pfarrer in Miesenbach, Maria Anton
Edler von Rain, unter ihm wurde das Stift, welches damals 29 Chor-
Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Title
- Die nordöstliche Steiermark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- -
- Location
- Graz
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 10.93 x 17.9 cm
- Pages
- 498
- Categories
- Geschichte Vor 1918