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4 Märkte bewilligte, hängt so innig mit jener der Burgveste
zusammen, dass wir dieselbe bei Besprechung der Burgveste
behandeln werden.
Die Gründung der Pfarre fällt jedenfalls vor das Jahr 1110,
wo sie zuerst urkundlich erwähnt wird. Die Herzoge von
Oester-reich
beschenkten, als Steiermark zu Oesterreich fiel, die Pfarre
reichlich, daher auch der Landesfürst das Patronatsrecht ausübte.
Im Jahre 1514 machte jedoch der damalige Burgbesitzer Hanns v.
Reichenburg eine Stiftung für 5 Kapläne, 2 Gesellen und 1
Schul-meister,
die am 24. Mai vom Kaiser Maximilian bestätigt und
gleich-zeitig
das Besetzungsrecht der Pfarre alternativ dem jeweiligen
Burgbesitzer übertragen wurde. Im Jahre 1629 machte zuletzt Kaiser
Ferdinand II. von diesem Recht Gebrauch und verlieh die Pfarre
unter gleichzeitiger Erhebung derselben zum Dekanate seinem
Hof-kaplan
Johann Reicbl. Ueber wiederholtes Ansuchen der Freifrau
Elisabeth v. Galler auf Riegersburg ertheilte Ferdinand III. ihr und
allen folgenden Besitzern des Schlosses das alleinige Patronatsrecht
mit Gnadenbrief vom 12. Juli 1653 unter der Bedingung, dass
jähr-lich
am 19. October in der Schlosskapelle drei solenne Aemter für
das Haus Oesterreich abgehalten werden.
Die Beihe der Pfarrer beginnt im Jahre 1377 mit Johann
Graf Pernstein. Unter den Hauptpfarrern ist besonders Magister
Wolfgang Strobl erwähnenswerth, in Folge seines langjährigen
Streites mit der Gallerin auf der Riegersburg (im Volksmunde die
schlimme Liesl genannt), die nicht nur diesen Pfarrer, den Erbauer
des Gnadenkirchleins St. Salvator in Breitenfeld, seine
Wirtschaf-terin
und seine Kapläne unversöhnlich verfolgte, sondern auch gegen
den Erzpriester von Graz, Jacob Kegler, bald beim Landesfürsten,
bald beim Bischöfe v. Seckau Klage führte. Unter dem Nachfolger
Strobl's, der sich nach 30jährigem Processiren, endlich des Streites
müde, auf den von ihm erworbenen Huberhofe zurückzog, Dr.
Michael Zirlcelius (Zirhackl), 1665 zum Hauptpfairer ernannt,
begannen die vom Pfarrer zu Hatzendorf, Agricola, inscenirten
berüch-tigten
nächtlichen Orgien beim Hatzendorfer Wegkreuz, deren
Theil-nehmer
später, der Hexerei angeklagt, nahezu durchwegs am
Schei-terhaufen
endeten. Es ist nicht festzustellen, inwieweit Zitkelius,
der mit Vorliebe das Studium der Mathematik und der
Naturwissen-schaften
pflegte, in dieser mystischen Affaire verwickelt war, sein
Tod durch eigene Hand mittelst Gift spricht jedoch für die
Rich-tigkeit
der auf der Folter von mehreren „Hexen" gemachten
Aus-sagen,
dass Zirkelius bei diesen Hexcngesellschaften mehrmals
anwesend gewesen sei. Nach Zirkelius' Tode wurde 1674 Johann
Anton de Gabrielis als Hauptpfarrer in Riegersburg eingesetzt, hei
welchem die Vicare von Fehring, Paldau und Hartmannsdorf, als
mit den Hexengesellschaften mitverflochten, in Haft gesetzt und
Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Title
- Die nordöstliche Steiermark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- -
- Location
- Graz
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 10.93 x 17.9 cm
- Pages
- 498
- Categories
- Geschichte Vor 1918