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vier Jahre dauerte. Wohl deuten die zwei Blumensträusse, mit welcher
der Maler das Porträt der Paltauf zierte, auf ihre Blumenliebe,
aber die Sage, sie wäre in folge ihrer Kunst, im Winter Blumen
zum Blühen zu bringen, als Hexe verbrannt worden, ist ohne jede
historische Grundlage, dagegen geht aus den im Schlosse Hainfeld
vorhandenen Verhörsprotokollen zweifellos hervor, dass die Paltauf,
wie alle übrigen damals in Feldbach verbrannten Hexen, nur in Folge.
Theilnahme an den vom Pfarrer in Hatzendorf, Agricola,
arran-girten
nächtlichen übersinnlichen Hexengesellschaften, angeklagt und
hingerichtet wurde. (Siehe Feldbach.) Die Sibyllenbilder zeigen
nach-stehende
Inschriften:
1. Sibilla eumana. D. Stirpe juden. 2. Sibilla persica. Fit salus
in gremio virginis. 3. Sibilla elespontica. D. Virgine hebrea. 4. Sibilla
aegyptica. D. Mater deus. 5. Sibilla erytraea. Jaeebitur in Foeno. 6. Sibilla
samia. Waseetur D. paupercula. 7. Sibilla phrygia. Anonciabit virgo. 8. Si-
billa cumea. Jam redit virgo. Q. Sibilla lybica. Tenebit in gremio virginis.
10. Sibilla tirburtina. Obelix illa mater. 11. Sibilla delphiea. Sine maris
evitu. 12. Sibilla europea. Egreditur D. Vtero virginis.
Von diesem kleinen Zimmer öffnet sich eine wahrhaft
be-zaubernde
Aussicht über den ganzen riesigen nördlichen Horizont
der Burgveste. Im Jahre 1848 waren diese beiden und noch drei
daran anstossende Zimmer von einer aus 13 Artilleristen, 45
un-berittenen
Kürassieren und 32 Jägern und 2 Otficieren bestehenden
Besatzung belegt.
3. Das Bilder-Zimmer. Dasselbe hat mehrere
Decken-gemälde.
I11 der Mitte die Parzen, an den Ecken die vier
Jahres-zeiten
allegorisch dargestellt, an den Wänden befinden sich mehrere
Oelgemälde, wahrscheinlich Copien guter Originale, u. zw.
Amazonen-schlaclit
mit der Chiffre G. A. E. 1648, der Rauh der Proserpina,
badende Nymphen, die Enthauptung Johannes', eine ruhende Diana
etc. Die meist beschädigten Bilder sind von geringem Kunstwerth.
4. Das Römerzimmer. Die Wände sowie die einfach
ge-täfelte
Decke sind mit Gemälden geziert, wovon jedoch nur die
Wandgemälde von einigem Kunstwerth sind, während die die
Helden-taten
aus der römischen Geschichte darstellenden Deckengemälde
in Gouaihemanier ziemlich dilettantenhaft gemalt sind.
Wand-gemälde:
1. Romulus und Remus, 2. allegorische Figur, Roma, 3.
Sa-lomons
Vrtheil, 4. Daniel in der Löwengrube, 5. Enthauptung des
Königs Cyrus, 6. heil. Magdalena (gutes Bild), 7. der Evangelist
Marcus, Diana etc. Deckengemälde: Im Westen: Marcus Curtius
stürzt sich in einen Abgrund, ein Rabe setzt sich auf den Helm
des mit einem Gallier kämpfenden Valerius (Corbus) und blendet
durch seiaen Flügelschlag die Gallier. Im Norden: Mucius Scävola
hält seine Hand ins Feuer, nachdem er statt des Porsena dessen
Geheirmsclireiber erstochen hat. Horatius Codes verteidigt die
Subliclusl rucke über die Tiber. Im Osten: Der dritte Horatier erschlägt
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Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Title
- Die nordöstliche Steiermark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- -
- Location
- Graz
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 10.93 x 17.9 cm
- Pages
- 498
- Categories
- Geschichte Vor 1918