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735 Millimeter Luftdruck, 18'7S° Temperatur und 76%
Feuchtigkeit. Es zeichnet sich vor Allem durch den Mangel
jener raschen "Wärmeschwankungen aus, die dem Hochgebirge
mit seinem alpinen Klima eigen sind, und verhindert durch
seinen höheren Gehalt an Feuchtigkeit das Austrocknen der
gereizten Schleimhäute der Respirationsorgane. Der günstigen
klimatischen Lage entsprechend, ist die Vegetation eine über-
raschend üppige, wie auch ausgedehnte Nadelholz- wie Laub-
holzwälder mit schönen alten Beständen nach allen Richtungen
in unmittelbarer Nähe des Curortes sich ausbreiten, schattige
Waldpromenaden erschliessend.
Geologische Verhältnisse.
Von ganz besonderem Interesse sind die höchst merkwürdigen
geologischen Verhältnisse der Umgebung Gleichenbergs, über welche
eine eigene reichhaltige Literatur besteht; namentlich hat sich damit
der derzeit älteste Brunnenarzt Dr. Clar in neuerer Zeit eingehend
beschäftigt.
Aus den wogenden Flutben im Innern der noch schwachen
Erdrinde erhob sich vor Jahrtausenden eine teuerflüssige Masse und
bildete erstarrt den Trachyt-Centralstock des Gleichenherger Kogels,
der wie eine Insel über seine Umgebung emporgeragt haben muss.
Mächtige Wassermassen flutheten um den Kogel und setzten Schichten
von Sand, Tegel und Kalk an seinem Fusse ab, welche reichliche
Reste der Bewohner dieses Meeres, und zwar der Schneckengattung
Cerithium, deren spitze Gehäuse nebst anderen Muschelgattungen sich
zahlreich vorfinden, enthalten. Abermals öffnete sich der vulcanische
Spalt, aus welchem der Gleichenberger Kogel emporgestiegen war,
und verlängerte sich nach Norden, Osten und Süden, und neue isolirt
aufstrebende Bergkogel begannen sich aus dem Meere zu erheben,
so die Basalttuffe der Riegersburg, des Steinberges, des
Kapfen-steinerkogels,
des Rohrkogels und des Wierberges, und im äussersten
Osten des Felsenkogels von Güssing, welchen später weitere
Er-hebungen
folgten, so namentlich der Hochstraden.
Mehr und mehr erhob sich die Gegend um Gleichenberg und
damit verliefen sich auch die grossen Wassermassen, nur einzelne
kleine Südwasserbecken zurücklassend, und nun begann sich eine
reiche, nach unseren heutigen Begriffen tropische Vegetation zu
bilden, welche, in Schotter, Lehm und Sandschichten eingebettet, in
so wunderbar vollständiger Weise uns überliefert wurde, dass Prof.
Dr. Unger daraus genau die fossile Flora Gleichenbergs bestimmen
konnte. Namentlich in Waldsberg und Absetz zeigen sich Blatt-
Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Title
- Die nordöstliche Steiermark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- -
- Location
- Graz
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 10.93 x 17.9 cm
- Pages
- 498
- Categories
- Geschichte Vor 1918