Page - 5 - in Die Votivkirche in Wien - Denkschrift des Baucomités
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Larcidncn Ferdinando Maffiniiliano d'Auslria da Uoma nl fignure archilello
Jerstel, Iiapoli: Godo di tntto cnore di polervi annuiiziare, che il uostro disegno
e il preferito. E per me una compiacenzn speciale, chc la scelta sra 7ü sia caduta
jopra di uoi."
Mit Lnstimmnng des Erzherzogs blieb Ferstet noch bis August in Italien,
dann kehrte er nach Wien zurück, um die Uorbereitnngcn zum Gaue der Uotwkirche
zu treffen. I»t diesem Zwecke reiste Ferstet auch im Herbste l ä^> nach ^öln, um
die Einrichtung der dortigen Ganhütte kennen zu lernen und sich deu Ilnth des
Meisters Ilwirner für die Organisirnng der ueuen wiener Gauhütte zu erbitten,
mgieich nnch um die Gel'.nnntschast von Friedrich Schmidt und Uincenz Statz zu
machen, deren Leistungen bei der Eonmrrenz zur Uotiuliirche ihm hohe Achtung
eingeflößt hatten.
Zuvor aber uoch lind niimittelbar nach seiner Mckkunsl ans Italien arbeitete
Ferstet deii Eoncurrenzentiunrf für den Gau des Gank- und Görsengebäudes in der
Herrengnssc. Hnch in diesem Wettstreite mit den namhaftesten Wener Architekten
siegte Jerstel. Er begann die Ausführung dieses großen Mrkes I'odann gleiöizeitig
mit dem Gaue der Uotiukirche im Frühjahre I65!>; im Herbste I6lU> ward
dasselbe vollendet. Mit dem gleichen Erfolge concurrirte der Meister im lahre I s<»^
um zmei andere l.irchenbanten, nämliä! nm die ,Xuffül!rung eines emngelifchen
Golteshnufes in Grüuii und eines katholischen in Schönnu bei Teulil',; das erstere
>uard I äli7, das andere erst I ä77 vollendet. Daneben schuf Ferstet noch eine I^eihe
uon kleineren ftrosanbanten: Uille», Wohnhäuser, Schlösser, sämmtlich im gothischen
Stile oder doch im mittelalterlichen Geschmacke. Mischten sich aber bereits in dem
Gnnk- und Görsengebände ans sehr originelle weise alterthümliche Eonstrnctionen
mit den Elementen der italienischen Uenaissnnce, so vollzog sich in Ferste! feit dem
Entwürfe für den Palast des Erzherzogs Ludwig Uictor auf dem Schmarzcnbergplahe
(166^) ein entschiedener ^lmschwung in dieser Nichtnng. Der feinfühlige l'.ünstler
empfand die Wandelung im Geschmacke seiner I>eit mit, nnd folgte — halb bewnßt,
halb unbewußt — ihrem ^>uge zur Nenaissnuce. Alle seine späteren Schöpfungen
gehören diesem, min wieder ganz modernen Stile an; so die Eoncurreuzpläne für
das j.larlamentshaus <l8l>^j, für die Hofmuseeu st sttl)», der Gau des österreichischen
Museums für tiunst und Industrie <!6<)7> und der des chemischen Institutes der
Universität sl äU3), endlich der Entwnrf für das im Gau begriffene Uuiversitats-
gebäude l1ä7l» und für die eben vollendete ('.nnstgewerbeschule <l674». Erhaben
aber über jegliche Uerändernng seines (>)esch»iack>es blieb leine Hingebnng an die
Uotivlürche; an ihr hing sein Herz stets mit der weihe einer ersten Liebe, mit der
zarten Fürsorge für einen Erstgeborene».
D ie brennendste Frage bildete gleich bei den ersten Vorbereitungen uir Gegründnug
der Uotiukirche die Wahl des Gau plahes. Ursprünglich »nd schon beim
Erscheinen des erzherzoglichen Ausrufes hatte man an einen Ulal; nahe der inneren
Stadt auf deu Glacisgründe» nvischen dem Schollen- und dem ehemaligen Fischerthore
gedacht. Dieser Gedanke stand im Imsanimenhange >»it einer andere», damals lebhaft
besprochene» Angelegenheit, nämlich mit dem Muie einer theilweisen Stadterweiternng,
Die Votivkirche in Wien - Denkschrift des Baucomités
- Title
- Die Votivkirche in Wien - Denkschrift des Baucomités
- Author
- Moriz Thausing
- Publisher
- Verlag von R. v. Waldheim
- Location
- Wien
- Date
- 1879
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 25.0 x 33.2 cm
- Pages
- 148
- Keywords
- Kirche, Kunstgeschichte, Architektur
- Categories
- Geschichte Vor 1918