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vantenFakten.DenndieBuchausleihe geht bisher nochkeineswegs im
erwartetenMaß zurück; diemit derDigitalisierung verbundeneKom-
merzialisierung stellt die Finanzierung vor enormeHerausforderungen;
dasBerufsfeldBibliothekverändert sich eher dadurch, dass ständigneue
Aufgabenhinzukommen, als dass etwaswegfallenwürde;diequalitative
Informationsbeschaffung ist für Studierende trotz scheinbarer Zugäng-
lichkeit allenWissens eher schwieriger geworden; eine wirklich lang-
fristige Speicherung elektronischerMedien (und erst recht ihre Finan-
zierung) ist noch längst nicht gesichert unddieForm ihresEinsatzesmit
denForschendennicht geklärt; dieNutzunguniversitärerBibliotheken
wurde diverser, aber auch intensiver, obwohl man zu so vielen Res-
sourcenortsunabhängigenZuganghat–undvieles inderArtmehr.Das
Resultat der Veranstaltung war jedenfalls, wie die anschließende Dis-
kussionzeigte,dievölligeVerwirrungdesPublikumsundwohlbeivielen
ein leichtes Gruseln über die kalte Zukunft des papierlosen Biblio-
thekswesens unddenVerlust dessen,was einemeineBibliothek einmal
bedeutet hatte.
DerGrundfürdieseVerunsicherungliegtaberwenigerinderSache–
es gibt gute Gründe anzunehmen, dass die meisten der geäußerten
Prognosensichnieerfüllenwerden–,als inderArtundWeise,darüberzu
sprechen. So vergaßen die Beitragenden durchwegs zu erwähnen, in
welcher Zeitperspektive und welchem Realisierungsgrad sie gerade
sprechen, oder darüber, was man eigentlich sinnvollerweise will. Man
spricht oft über Digitalisierung, als handle es sich um unausweichliche
Dynamiken, die ohne Bedürfnisabklärung und Kontrollmöglichkeit
unsererseits über uns hereinbrechen. Persönlich nenne ich dies das
Tsunami-Modell derDigitalisierung.Solltedieses auchnur teilweiseder
Realität entsprechen,dannwäredieBeunruhigungdesPublikumsmehr
alsgerechtfertigt,unddieExpertenmüssten sie teilenunddringendüber
Evakuierung nachdenken. Das Tsunami-Modell ist als Form der self-
fulfilling prophecy eine schlechte Arbeitshypothese, und es würde be-
deuten, die eigenen Spielräume zu verschenken,weil man nicht an sie
glaubenmag. SkalierteKontingenz 47
Was macht die Digitalisierung mit den Hochschulen?
Einwürfe und Provokationen
- Title
- Was macht die Digitalisierung mit den Hochschulen?
- Subtitle
- Einwürfe und Provokationen
- Authors
- Marko Demantowsky
- Gerhard Lauer
- Robin Schmidt
- Editor
- Bert te Wildt
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Location
- Oldenburg
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-11-067326-5
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 206
- Keywords
- Bildung, Schule, Technik, Universität, Digitalisierung
- Category
- Technik