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Dinge – Nutzer – Netze - Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
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22 | Dinge – Nutzer – Netze physischen verstanden und somit gewissermaßen als ein ›Danach‹ des klassischen Museumsdispositivs. Arbeiten, die zwischen physischem und virtuellem Museum ir- gendeine Form von Kontinuität diagnostizieren, findet man kaum: Das erwähnte Buch aus der Feder Ross Parrys bildet hier wohl die prominenteste Ausnahme. Nimmt man indes die konkrete Funktionalität musealer Vermittlung in den Blick, so fällt unweigerlich auf, dass Museen in ihrer ganzen Anlage einer sehr viel ›ver- netzteren‹ Vermittlungsphilosophie folgen als alle anderen etablierten Einrichtungen unserer kommemorativen Kultur. Der Grund hierfür ist derselbe wie jener für Valérys Anfall von Informationsangst im Museumsraum: Würden Museen wie Archive oder Bibliotheken arbeiten und den Zugriff auf ihre Ausstellungsstücke über Katalogsys- teme abwickeln, dann wären diese Exponate kaum aussagekräftig. Museen vernetzen Ausstellungsstücke auf ganz ähnliche Weise, wie das World Wide Web Webseiten vernetzt: Dinge, die für sich allein unscharf und vieldeutig bleiben müssten, werden Aussagekräftig gemacht, indem man sie zueinander in Relation setzt ‒ und somit na- türlich auch zum musealen Raum selbst. Vor diesem Hintergrund erscheint es durch- aus folgerichtig, dass die meisten virtuellen Museen in Gestalt ganz gewöhnlicher HTML-Seiten daherkommen, und nicht etwa in jener aufwändig produzierter, com- puterspielartiger virtual reality-Formate. Stellt man also das Primat das Materiellen für einen Augenblick zur Seite, so scheinen die Kommunikationsstrukturen des Mu- seums sich viel mehr für eine Transposition in bestehende digitale Infrastrukturen zu eignen als jene von Archiv und Bibliothek, die Schriftmedien sammeln ‒ und dies ausdrücklich gerade weil Museen ihr Mitteilungssystem mit materiellen Objekten in der Architektur physischer Räumlichkeiten entfalten. Die vorliegende Arbeit will keine Streitschrift sein. Sie will auch nicht den an- maßenden Versuch unternehmen, eine alle Diskussion beendende Bestandsaufnahme über das Problemfeld der Museumsvirtualisierung zu werden. Vielmehr möchte der Autor diese Studie als den Versuch zum Anstoß einer erneuten Diskussion nicht nur über virtuelle Museen, sondern vielmehr über die Rolle der Institution Museum in einer von digitalen Medientechnologien durchdrungenen Kulturwelt verstanden wis- sen. Die von der existierenden Forschungsliteratur weitgehend unbeantwortete (und womöglich für die Zukunft der Institution kardinale) Frage ist nicht länger jene, wie neue Medien mit traditionellen Leitlinien musealer Vermittlung brechen und den Sinn einer vom Versprechen des ›Echten‹ lebenden Einrichtung theoretisch-grund- sätzlich und praktisch-konkret ins Zwielicht stellen. Vielmehr muss sie lauten: Wo überlagern sich das Museum und das Web, wo bilden sie Schnittmengen in Funktion und gesellschaftlicher Erwartungshaltung aus, wo greifen sie ineinander (oder könn- ten sie ineinandergreifen) ‒ und wie ist das Museum womöglich in eine Medienge- schichte einzureihen, deren jüngstes Kapitel eben jenes der sogenannten ›Digitalisie- rung‹ ist?
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Dinge – Nutzer – Netze Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
Title
Dinge – Nutzer – Netze
Subtitle
Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
Author
Dennis Niewerth
Publisher
transcript Verlag
Date
2018
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-8394-4232-6
Size
14.8 x 22.5 cm
Pages
428
Keywords
Virtualität, Kulturerbe, Digitalisierung, Neue Medien, Kulturmanagement, Museumswissenschaft, Digitale Medien, Mediengeschichte
Category
Medien
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