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Das Museum: Ein Umriss | 31
Sinngefüge beschreibt, wird in diesem Kontext einen zentralen Erklärungsansatz bil-
den. Darüber hinaus soll Aleida Assmanns Idee einer ›wilden Semiose‹ diskutiert
werden, gemäß derer für die Dingwahrnehmung gerade das Nicht-Verstehen bestim-
mend ist. In der dritten Etappe der Auseinandersetzung wird die Kategorie des ›Rau-
mes‹ in den Blick genommen werden. Nach einem kurzen Exkurs in die Raumphilo-
sophie soll dessen Bedeutung für das Museum sowohl auf der Ebene eines sinntra-
genden und –vermittelnden Kommunikationsraumes oder semantic space (dieser
dem Systemingenieur Alan Wexelblat entlehnte Begriff wird in Kapitel 2 dieser Ar-
beit noch zu klären sein) als auch jener eines affektiven, atmosphärischen Raumes
(im Sinne der phänomenologisch orientierten Ästhetik Gernot Böhmes) untersucht
werden. Das Museum wird in diesem Zusammenhang sowohl als ein ›Theater der
Dinge‹ wie auch als Schauplatz zwischenmenschlicher Kommunikation diskutiert
und auf die Kommunikationsstrukturen hin befragt werden, die sich aus seiner inne-
ren Anlage und äußeren sozialen Einbettung ergeben. In einer letzten Etappe schließ-
lich werden die Einsichten dieses Kapitels zu einem analytischen Modell zusammen-
geführt, welches sich des auf Michel Foucault zurückgehenden Begriffs des Dispo-
sitivs bedient.
1.1 DAS MUSEUM: BEGRIFF UND INSTITUTION
Die Geschichten sowohl des Begriffs als auch der Institution ›Museum‹ begannen in
der Antike, jedoch sollte es bis in die frühe Neuzeit dauern, bevor sie schließlich
ineinander mündeten. Museum bzw. μουσεῖον (Museion) war in der griechischen und
römischen Antike ein vieldeutiger und evokativer Begriff. Ursprünglich bezeichnete
er den »Sitz« (Pertsch 2008: 406) oder das »Heiligtum« (Glock 2006) der Musen −
eine Kultstätte also, an welcher den Schutzgöttinnen der Künste gehuldigt wurde.
Erst später weitete sich seine Bedeutung auch auf jene Stätten aus, die der Vermitt-
lung und Pflege von Wissenschaft, Kunst und Philosophie gewidmet waren (vgl.
ebd.). Wann genau dies geschah, ist nicht zu rekonstruieren. Ein entscheidender Fak-
tor dürfte jedoch eine wachsende Verschränkung zwischen kultischer Praxis am Mu-
seion und schulischer Bildung in den musischen Disziplinen (u.a. Tanz, Musik, Ge-
sang, Dichtung) gewesen sein, die sich besonders gut anhand des attischen Lyceums
im vierten vorchristlichen Jahrhundert aufzeigen lässt (vgl. ebd).
1.1.1 Das antike Museion
Seine mustergültigste und beeindruckendste Ausformung als räumliche Agglomera-
tion von Musenkult- und Lehrstätten erhielt das antike Museum im hellenistischen
Ägypten. Begründet unter der Herrschaft Ptolemaios I. (323-283 v. Chr.) und unter
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Dinge – Nutzer – Netze
Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
- Title
- Dinge – Nutzer – Netze
- Subtitle
- Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
- Author
- Dennis Niewerth
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4232-6
- Size
- 14.8 x 22.5 cm
- Pages
- 428
- Keywords
- Virtualität, Kulturerbe, Digitalisierung, Neue Medien, Kulturmanagement, Museumswissenschaft, Digitale Medien, Mediengeschichte
- Category
- Medien