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110 | Dinge – Nutzer – Netze
der entlang jeder ihrer Achsen andere Inhalte zum Vorschein kommen (ebd.: 257).
Er bleibt mit dem Begriff jedoch nicht auf metaphorischer Ebene. Sich im Cyber-
space zu ›bewegen‹ bedeutet in seiner Diktion, bestimmte Interaktionsprozesse hin-
tereinander zu reihen und damit Sinnpotentiale aus der Rohmasse der vorhandenen
Information herauszuschälen:
In an ordinary computer system, movement does not necessarily have the same societally con-
structed connotations. In most such systems, movement is merely a means of stopping interac-
tion with one object and beginning interaction with another. Movement is necessary because
objects are at some distance from one another, but the act of movement itself has no meaning.
However, this loss of meaning need not happen in a semantic cyberspace. An effect of con-
structing cyberspace along semantic dimensions is to render the actions of motion meaningful
in and of themselves. This is so because, as discussed above, the space itself has meaning,
possibly even when no objects are present. (Ebd.: 264f.)
»Constructing cyberspace along semantic dimensions« beschreibt hier einen Vorsatz,
der recht genau dem bereits ausgemachten Anspruch digitaler Hypertexte entspricht:
Links lassen zwischen einzelnen Textonen einen informationellen ›Zwischenraum‹
entstehen, der selbst informativen Mehrwert besitzt und diesen den Navigationsent-
scheidungen des Rezipienten entsprechend in unterschiedlicher Form und variieren-
dem Umfang offenlegt. Seine zwei Dimensionen sind dabei die des Aktuellen und
die des Virtuellen, des linearen Ausgewählten und des nonlinearen zur Auswahl ste-
henden. Dies bedeutet aber paradoxerweise auch, dass Navigation in Hypertextsys-
temen Reduktion der vorgefundenen Komplexität bedeuten muss und nach der Aus-
wahl einiger weniger Optionen aus dem Netz der Potentialitäten zwecks ihrer Seria-
lisierung verlangt. Die Prozeduralität der Hypertextrezeption liegt darin begründet,
dass das bestimmende Strukturmerkmal des Mediums immer wieder aufs Neue aus-
geschaltet werden muss.
2.4.4 ›Connectedness‹
Voraussetzung für das Funktionieren dieses Selektionsprozesses ist in der Diktion
des amerikanischen Medienpädagogen Glen Hoptman das Vorhandensein einer
Connectedness der Textfragmente untereinander − ein Begriff, der aus zweierlei
Gründen hier interessant ist: zum einen, weil Hoptman ihn in unmittelbarem Zusam-
menhang mit jenem des virtual museum entwickelt (Hoptman 1995: 141), auf den
sich auch Werner Schweibenz stützt (vgl. Schweibenz 2001: 11), zum anderen, weil
er auch in der Topologie gebräuchlich ist. Hier beschreibt er den Zustand separater
geometrischer Punkte, die sich innerhalb eines gemeinsamen, begrenzten Bereichs
oder Sets befinden und damit connected sind (vgl. Mendelson 1990: 112ff.).
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Dinge – Nutzer – Netze
Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
- Title
- Dinge – Nutzer – Netze
- Subtitle
- Von der Virtualisierung des Musealen zur Musealisierung des Virtuellen
- Author
- Dennis Niewerth
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4232-6
- Size
- 14.8 x 22.5 cm
- Pages
- 428
- Keywords
- Virtualität, Kulturerbe, Digitalisierung, Neue Medien, Kulturmanagement, Museumswissenschaft, Digitale Medien, Mediengeschichte
- Category
- Medien