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Diskurse des Kalten Krieges - Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur
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Page - 31 - in Diskurse des Kalten Krieges - Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur

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die Schrift: ‚ACHTUNG! DRAHTVERHAU VERMINT!‘“ (GG 183) Dass der illegale Grenzübertritt gelingt, steht in Gefährliche Grenze mit speziellem Wis- sen über die Durchlässigkeit der Grenze in Zusammenhang. Denn bereits „aus der Art und Weise, wie die Grenze überschritten werden kann, ergibt sich ein Wissen über die Zustände auf der anderen Seite“.34 Die Grenze bildet insofern nicht nur eine territoriale Demarkation, sondern auch eine Grenze des Wissens. Die Buben belauschen „Zigeuner“, die als Schmuggler von Menschen und Waren tätig sind und von einem geheimen Grenzübergang erzählen: In gerader Richtung nach Osten über den unbebauten Boden, soweit der Wald weggeputzt ist. Im ungarischen Wald heißt es aber, aufpassen, dort ist auch noch Gefahr. Von der österreichischen Seite geradeaus gesehen, zeigt sich vor dem ungarischen Waldstück eine große Birke. Auf die muß man zu. Hundert Meter geradeaus nach der Birke ist der Boden frei. Gefahr ist dann nur noch von der Wache, wie ja auch nach dem Stacheldraht, daß vom Wachturm aus geschossen wird. (GG 171) Ein Raum wie dieser, „der zur Umgehung nötigt“, weil die feindliche Besetzung stets „mit […] Ausbruch und Einfall droht, muss nicht nur ein Wissen ermög- lichen und auf Fälle vorbereitet sein“, so Hans-Dieter Bahr, sondern muss auch „in Form von Zäunen, Gräben, bezeichneten Minenfeldern, sichtbaren Aussicht- stürmen, bewaffneten Patrouillen selbst ein Wissen von sich geben“.35 Auf dem beschriebenen Pfad der Schmuggler schaffen es Dick und Mac den „Eisernen Vorhang“ zu überwinden, denn einer der Schmuggler hat sich bereits einen Weg durch den Stacheldraht gebahnt, wo die Buben „gebückt hindurch- kriechen“ (GG 185). Dennoch bleibt Mac im Drahtverhau stecken, zwängt sich jedoch weiter: „Plötzlich stand er drüben, jenseits des Drahtverhaues, zerrissen und blutig, aber mit strahlender Miene“ (GG 186). Bei Dick geht mit dem Gren- zübertritt auch Angst einher, er empfindet ihn wie einen „Schritt über die Schwel- le eines fremden Hauses; die Gefahren, die rings und voran lauern mochten, erhoben sich gleichsam drohend im Grase, und eine bange Spanne Zeit hindurch dachte er mit aller Herzkraft zurück, fort, nach Hause, nach Irgendwohin“ (GG 186). Vom Wachturm blitzt plötzlich „ein grelles Lichtband auf, quer über das Land“ (GG, 189) und da Dick und Mac gehört haben, dass die ungarischen Gren- zer Bluthunde, aber ganz bestimmt Maschinenpistolen haben, setzen sie ihre Reise auf der anderen Seite des Vorhangs so rasch wie möglich fort. 34 Eva Horn: Der geheime Krieg. Verrat, Spionage und moderne Fiktion. Frankfurt/M.: Fischer 2007, S.  342. 35 Hans-Dieter Bahr: Sätze ins Nichts. Ein Versuch über den Schrecken. Tübingen: Kon- kursbuch-Verl. Gerke 1983, S.  18. Die „Mordgrenze“ 31
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Diskurse des Kalten Krieges Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur
Title
Diskurse des Kalten Krieges
Subtitle
Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2017
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20380-3
Size
15.9 x 24.0 cm
Pages
742
Categories
Geschichte Nach 1918
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