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Nach 1918
Diskurse des Kalten Krieges - Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur
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2 REISEN INS ROTE – AUGENZEUGEN HINTER DEM EISERNEN VORHANG1 Doch was ist Wirklichkeit? Die Fahnen sind grau, das Auge täuscht mich nicht. Aber sie sollten rot sein; vielleicht also täuscht das Auge mich doch.2 Vor 35 Jahren fuhr ich in die Sowjetunion, um an einem internationalen Psychologenkongreß teilzunehmen. Es lag mir aber noch viel mehr daran, bei dieser Gelegenheit durchs Land zu reisen, um [...] die greifbare Bestätigung dafür zu finden, daß die Oktoberrevolution in Rußland eine neue Gesellschaftsordnung, die einzig gerechte, geschaffen hatte [...] Ich war ausgegangen, all das zu suchen, was meine Überzeugungen erhärten und meine Begeisterung ‚sachlich‘ begründen sollte. Wer so reist, mag aufrichtig glauben, daß er die Wahrheit entdecken will, aber er wird unaufhörlich heimgesucht von jener Art Täuschung, der man schwer entrinnen kann, weil man sie selbst erzeugt.3 Ein Land – zwei Perspektiven. Die Grenzbuben von Leo Katz und Gefährliche Grenze von Paul Anton Keller Um herauszufinden, was mit ihrem verschwundenen Freund geschehen ist, set- zen die „Grenzbuben“ ihren Hund ein, der rasch eine Fährte findet, die zur unga- rischen Grenze führt (vgl. voriges Kapitel). So wird er losgeschickt, um Ernstl zu suchen und kehrt auch tatsächlich mit einer schriftlichen Nachricht des Freun- des zurück. Allerdings ist der Zettel, den der Hund um den Hals trägt, vom Regen leergewaschen, als er bei den Buben ankommt. In dieser leeren Botschaft mani- festiert sich das Geheimnis um die Frage „was mit ihm [Ernstl] los ist, ob es ihm gut oder schlecht geht“ (G 63), also die Frage, was hinter dem Eisernen Vorhang 1 Dieses Kapitel basiert zum Teil auf dem Vortrag „Reisen ins Rote. Der imaginierte Raum hin- ter dem Eisernen Vorhang“, den Günther Stocker und Doris Neumann-Rieser bei der Jahres- tagung der Österreichischen Gesellschaft für Germanistik (ÖGG) „Topographie und Raum in der deutschen Sprache und Literatur“ 18.–21.  Mai 2011 in Trento/Trient gehalten haben. Vgl. Günther Stocker, Doris Neumann-Rieser: Reisen ins Rote. Der imaginierte Raum hinter dem Eisernen Vorhang. In: Fabrizio Cambi, Wolfgang Hackl (Hg.): Topographie und Raum in der deutschen Sprache und Literatur. Wien: Praesens 2013., S.  273–294. 2 Ernst Fischer: Erinnerungen und Reflexionen. Reinbek/H.: Rowohlt 1969, S.  292. [Hervorh. im Orig.] 3 Manès Sperber: Wallfahrt nach Utopia [Januar 1966]. In: Ders.: Essays zur täglichen Weltge- schichte. Wien, München, Zürich: Europa Verlag 1981, S.  313–331, hier S.  315.
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Diskurse des Kalten Krieges Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur
Title
Diskurse des Kalten Krieges
Subtitle
Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2017
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20380-3
Size
15.9 x 24.0 cm
Pages
742
Categories
Geschichte Nach 1918
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