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DreineueBildungsinstitutezurGewinnungvonstaatstreuenBeamten 53
sichern, so vermag ich die Lücke, die mir in der gesellschaftlichen Ausbildung der
jungenLeutezubestehenscheint,nichtmitStillschweigenzuübergehen.
Die jungen wissenschaftlich und theoretisch zumeist sehr gut ausgebildeten
Leute scheinen in der Akademie nicht die erforderliche Anleitung für weltmänni-
schenSchliffundgesellschaftlicheUmgangsformenzuerhalten.Ichwürdeesdaher
lebhaftbegrüssen,wennindenUnterrichtsplanaucheineArthöhereAnstandsun-
terweisungeingefügtwerdenkönnte.
GeradeinunsererKarrierespieltdasgesellschaftlicheMomenteinegrosseRolle
und da die Präfekten in der Akademie weder den erforderlichen Kontakt mit den
Zöglingen noch vielfach selbst die nötige feinere Erziehung besitzen, um den jun-
gen Leuten in unauffälliger Weise als gutes Beispiel zu dienen, so müsste ein ande-
rer,etwadervonmirweiterobenangedeuteteModusinsAugegefasstwerden,um
demUebelzusteuern.
Es ist meiner Ansicht noch nicht genügend, dass ein junger Mann nicht mit
demMesserimMundisstoderaufderStrasseeinerDameresp.einemHöherendie
Seite zu seiner Rechten einräumt. Er muss auch in komplizierteren gesellschaftli-
chenSituationen, indenBesuchsregeln,beiTischordnungenunddgl.m.Bescheid
wissen.
GKStephanibehauptete1899,dassBeamteimKonsulardienst,dieausderOri-
entalischen Akademie hervorgegangen sind, Quereinsteiger abgelehnt und diesen
dasLebenerschwerthaben.IhmhabemanalsAmtsleitervielfachBeamtezugeteilt,
mit denen das Ministerium nicht zufrieden war und die in anderen Ämtern schon
Anständeverursachthatten.100
2.3.3.14 EineunseriöseBeurteilung
EineVeröffentlichungdesJahres1997wagtedieBehauptung,dieAbsolventender
Konsularakademieum1900seienohneUniversitätsausbildunggewesen.101
Vom hohen Ausbildungsniveau der Hochbürokratie in der österreichischen
Monarchie unterschied sich die Entwicklung der Bildungsstruktur der diploma-
tischen Beamtenschaft. 1897 wiesen 9,4% der Beamten nachweislich keine Uni-
versitätsausbildung auf, 1914 bereits 25,4%, während der Anteil der Beamten mit
Diplomaten- bzw. Konsulatsattachéprüfung von 70,5% auf 55,4% sank. Dazu
kommt die besondere Stellung der Konsularakademiker, für deren Karriere im
Konsulardienst das Universitätsstudium keine Voraussetzung bildete, so dass wir
mangels genauerer Angaben den größeren Teil der Absolventen der Konsularaka-
100 GKStephaniandasAußenministerium,St.Gilgen,24.Aug.1899.ARF4/329Pe.Stephani.
101 Stimmer,Bd.1,S.423.
Die effektiven Konsuln Österreich(-Ungarns) von 1825-1918
Ihre Ausbildung, Arbeitsverhältnisse und Biografien
- Title
- Die effektiven Konsuln Österreich(-Ungarns) von 1825-1918
- Subtitle
- Ihre Ausbildung, Arbeitsverhältnisse und Biografien
- Author
- Engelbert Deusch
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- Size
- 17.4 x 24.4 cm
- Pages
- 736
- Keywords
- Konsularbiografien, Konsularausbildung, Pflichten eines Konsuls, österreichisch-ungarische Konsulate, Arbeitsverhältnisse, Honorarkonsuln, Repräsentation
- Categories
- Geschichte Vor 1918