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ElFo—Elementarpädagogische Forschungsbeiträge (2019), 1 (1), S. 15-23
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Naturwissenschaft im Kindergarten. Ein Forschungsprojekt zur Evaluierung der Spürnasenecke
durch scientific inquiry bezeichnet. Wenn der Verstehensprozess als ein Forschungsprozess modelliert
wird, dann bietet dies die Möglichkeit zu zeigen, wie aus ursprünglich kleinen Ideen und Vorstellungen,
die sich auf eine bestimmte Beobachtung oder Erfahrung beziehen, sich schrittweise ein größeres
Verständnis entwickelt, welches seine Anwendung auf ein größeres Spektrum von Objekten und
Phänomenen findet. Diese Form des Lernens berücksichtigt nicht nur das Vorwissen der Kinder,
sondern setzt genau bei diesem an. Wenn diese Annahmen der Kinder über die Welt nicht aufgegriffen
werden, dann werden diese für die Kinder immer weiter Bestand haben, da es die Vorstellungen der
Kinder sind, die sie für sich selbst erarbeitet haben und die für sie Sinn machen. Sie brauchen
alternative Erklärungen, um in einem weiteren Schritt selbst herauszufinden, welche Ideen am besten
durch empirische Beweise gestützt werden (Harlen, 2014).
Das Modell hebt somit zwei wichtige Merkmale des Lernens durch scientific inquiry hervor: die
Notwendigkeit, den Kindern alternative Ideen vorzustellen und die Bedeutung der inquiry skills, der
Fähig- und Fertigkeiten zur Anwendung wissenschaftlicher Denk- und Arbeitsweisen.
Harlen (2014) spricht von vier Hauptgruppen von Fähigkeiten und Fertigkeiten, die in allen Aktivitäten
zu finden sein sollten, wenn von science inquiry gesprochen wird:
1. Fragen stellen, Vorhersagen treffen und Untersuchungen planen und diese umsetzen;
2. empirische Beweise durch Beobachtung oder andere Informationsquellen sammeln (Daten
sammeln);
3. analysieren, interpretieren und erklären (Schlussfolgerungen ziehen);
4. Kommunikation: argumentieren, reflektieren, evaluieren (Bericht erstatten, Reflexion,
anwenden).
Im Konzept der Spürnasenecke liegt ein besonderes Augenmerk darauf, diesen didaktischen Ansatz
des Lernens umzusetzen, um mit den Kindern gemeinsam auf eine Forschungsreise zu gehen und dabei
eine naturwissenschaftliche Grundbildung zu fördern.
Das forschend-entdeckende Lernen im Rahmen der Spürnasenecke
Das Forschen in der Spürnasenecke (siehe Abb. 1) beginnt durch das Hineinschlüpfen in eine andere
Rolle, nämlich in die der Forscherin oder des Forschers. Dabei verkleiden sich die Kinder mit
Forschermäntel und Schutzbrillen, welche auch von funktioneller Bedeutung sind. Die Ausgangslage
im Forschungsprozess selbst ist eine Fragestellung, die zu einem ersten Gespräch mit den Kindern über
ihr Vorwissen führt. Das Vorwissen der Kinder, welches häufig naive Vorstellungen der Kinder sind,
wird aufgegriffen, um auf diesem aufzubauen (Carey, 2000). Mit dem Aufstellen der eigenen
Hypothesen wird im Forschungsprozess in der Spürnasenecke auf die vorhandenen Konzepte der
Kinder Bezug genommen. Diese werden durch ein Experiment oder durch eine Beobachtung überprüft.
Der kognitive Konflikt entsteht dann, wenn die aufgestellte Hypothese nicht bestätigt werden konnte.
Dieser Phase folgt eine Reflexion über die Ergebnisse und darüber, weshalb sich die ursprüngliche
Vermutung nicht bestätigt hat.
Dies kann zu einer weiteren Ausgangslage für den nächsten Forschungsprozess führen.
Dieser Prozess des Forschens in der Spürnasenecke braucht die Begleitung durch eine pädagogische
Fachkraft, die nicht durch die reine Durchführung einer Experimentieranleitung routinemäßig und
undifferenziert ihr Programm durchläuft, sondern eine Begleitung, die sich auf die Kinder einlässt, den
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ElFo
Elementarpädagogische Forschungsbeiträge, Volume Jahrgang 1 / Heft 1 / 2019
- Title
- ElFo
- Subtitle
- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge
- Volume
- Jahrgang 1 / Heft 1 / 2019
- Editor
- Lars Eichen
- Eva Pölzl-Stefanec
- Location
- Graz
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 41
- Categories
- Zeitschriften ElFo- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge