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Situationsspezifische mathematische Kompetenzen von (angehenden) frühpädagogischen Fachkräften.
Eine vergleichende qualitative Analyse von Gruppen mit unterschiedlichen Qualifikationsstufen
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ElFo – Elementarpädagogische Forschungsbeiträge (2020), 2 (1), S. 2-11
(vgl. Dunekacke, 2016, S. 20). Als weitere situationsspezifische Fähigkeit tritt die Handlungsplanung
hinzu.
Es kann angenommen werden, dass die Handlungsplanung der Situationswahrnehmung folgt (vgl.
Blömeke et al., 2015c, S. 85). Jedoch ist die Handlungsplanung als ein Teil der Handlung zu verstehen,
sie ist jedoch nicht identisch mit ihr (vgl. ebd.). Handeln kann im Kontext der Frühpädagogik spontan
und situativ geschehen (Gestaltung der Interaktion), also ohne explizite Vorplanung, ist aber auch
vorgeplant möglich (Gestaltung der Umgebung) (vgl. Dunekacke, 2016, S. 20). Handlungsplanung kann
als Indikator für die tatsächliche Performanz identifiziert werden.
Bedeutung professioneller Kompetenzen im Bereich Mathematik und der
aktuelle Forschungsstand
Es liegen empirische Belege vor, dass für bereits im Beruf stehende ErzieherInnen Niveauunterschiede
in der abhängig vom Ausbildungsabschluss in Bezug auf das mathematikdidaktische Wissen bestehen
(vgl. Lee, 2010). Das impliziert, dass die Fachkräfte auf ihre eigenen Erfahrungen zurückgreifen, um
sich durch Praxiserfahrung mathematisches Wissen anzueignen (vgl. Jenßen, 2017, S. 20). Weiter wird
davon ausgegangen, dass die pädagogisch-didaktische Handlung stark durch die situative
Wahrnehmung und Beobachtung beeinflusst wird und dass diese die Voraussetzung ist, um überhaupt
natürlich Lernsituationen zu identifizieren und sie für das mathematische Lernen bzw. die Förderung
zu nutzen. „Nur wenn eine Lernbegleiterin/ein Lernbegleiter sowohl die Mathematik als auch die
mathematischen Kompetenzen der Kinder in der konkreten Lerngelegenheit wahrnimmt und
dementsprechend interpretiert, kann sie/er adäquat handeln“ (Gasteiger & Benz, 2016, S. 282).
Es gibt bereits Studien, die Fachkräfte unterschiedlicher Qualifikationsprofile vergleichen (vgl. Koch-
Priewe et al., 2015; Blömeke et al., 2008; Schuler et al., 2017). Allerdings wäre es in Hinblick auf die
Erkenntnisse von Gasteiger und Benz (2016) lohnenswert, angehende ErzieherInnen und berufstätige
ErzieherInnen zu vergleichen, um herauszufinden, über welches Wissen diese verfügen und auf welche
Erfahrungen sie zurückgreifen. Es muss ein Verständnis darüber geben, auf welches Wissen sich
pädagogische Fachkräfte, Lehrende, WissenschaftlerInen berufen, wenn ihre Ausbildung, wie der
aktuelle Forschungsstand zeigt, so große Defizite im Bereich des mathematischen Fachwissens und
generell der Vermittlung mathematischer Fachinhalte aufweist (vgl. Rudolph, 2010). Dies stellt eine
Notwendigkeit zum Beispiel für die Vorbereitung von Aus- und Weiterbildungsangeboten dar und
auch, um den Bereich der Kompetenzentwicklung von angehenden und im Beruf stehenden
Fachkräften, die letztendlich ähnliche Anforderungen im Berufsleben haben, möglichst passgenau
unterstützen zu können (vgl. Dunekacke, 2016, S. 37). Nichtsdestotrotz kann davon ausgegangen
werden, dass es Forschungsdesiderate in den Bereichen der Erfassung von situationsspezifischen
Fähigkeiten und weiteren Kompetenzfacetten (vgl. ebd.) gibt und darüber hinaus nur wenige Studien
und Erkenntnisse, die sich auf Fachkräfte beziehen, die sich noch in der Ausbildung befinden,
existieren. Studien zum Niveau des mathematik-didaktischen Wissens in Abhängigkeit zu der
Ausbildungsform von PrimarstufenlehrerInnen gibt es bereits. Ebenso Validierungsstudien, die die
Auswirkung dieses Wissens auf die Handlung bezogen untersuchten. An vergleichbaren Studien für
den Elementarbereich mangelt es (vgl. Jenßen, S. 18; Blömeke et al., 2015b, S. 81). Daher wurde das
Kompetenzmodell von Lehrkräften aus der Primarstufe für den Elementarbereich adaptiert (vgl.
Anders, 2012). Die kognitiven Dispositionen werden somit in drei Domänen differenziert:
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ElFo
Elementarpädagogische Forschungsbeiträge, Volume Jahrgang 2 / Heft 1 / 2020
- Title
- ElFo
- Subtitle
- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge
- Volume
- Jahrgang 2 / Heft 1 / 2020
- Editor
- Lars Eichen
- Eva Pölzl-Stefanec
- Location
- Graz
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 36
- Categories
- Zeitschriften ElFo- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge