Page - 25 - in ElFo - Elementarpädagogische Forschungsbeiträge, Volume Jahrgang 3 / Heft 1 / 2021
Image of the Page - 25 -
Text of the Page - 25 -
Institutioneller Kinderschutz in Krippe und Kita als Gelingensfaktor für Partizipation
im pädagogischen Alltag
ElFo – Elementarpädagogische Forschungsbeiträge (2021), 3 (1), S. 21-31
25
Erwachsene, die die Verantwortung dafür übernehmen, ihre Macht zugunsten des Kindes-
wohls und der kindlichen Entwicklung einzusetzen und jedes Kind würde- und respektvoll zu
behandeln (Maywald, 2017).
Da die Gefahr des Machtmissbrauchs in Krippen und Kitas durch pädagogische Fachkräfte
durchaus gegeben ist (Hildebrandt et al., 2021), brauchen Fachkräfte einen professionellen
Verhaltenskodex (Maywald, 2017). Erwachsene sollten sich ihrer Macht und den daraus fol-
genden Handlungsweisen bewusst werden. Sie sollten ihre Haltung und die Verwobenheit mit
ihrer Biografie reflektieren, wie auch eine aktuelle Studie von Clemens et al. (2020) eindrück-
lich zeigt: Wer selbst als Kind körperliche oder psychische Gewalt erlebt hat, stimmt Gewalt in
der Erziehung eher zu als Menschen, die ohne diese groß geworden sind. Die pädagogischen
Fachkräfte sind zudem dafür verantwortlich, die kindliche Schwäche im Machtverhältnis nicht
auszunutzen, sondern Kinder zu stärken, sich angstfrei zu beteiligen (Prengel, 2016).
Macht dient in einer demokratisch und egalitär organisierten Gesellschaft als wichtiges
soziales und politisches Instrument der Zielerreichung (vgl. Burbules, 1986). Burbules (1986)
beschreibt, dass Macht und Machtkämpfe aufgrund der bestehenden Hierarchien
unvermeidlich sind und zur Erlangung eigener Interessen gebraucht werden. Macht ist ein
grundlegendes Phänomen demokratischer Sozialsysteme. Machtverhältnisse sind dauerhaft
latent vorhanden und die Lösung des Machtproblems kann nicht darin liegen, Macht besitzen
zu wollen, sondern vielmehr, die zugrunde liegenden Konflikte in ein gemeinsames Ziel und
ein gemeinsames Interesse umzuwandeln (ebd.). In den Bildungseinrichtungen sollte daher
ein traditionelles Machtgefüge nicht (unreflektiert) aufrechterhalten werden. Viel sinnvoller
könnte der Einsatz eines geänderten, chancengleichen Machtbegriffs als Grundlage jeden
pädagogischen Handelns sein. Traditionelle Machtformen sind etwa Kontrolle, Einfluss,
Zwang, Gewalt, Manipulation, Überredung und Autorität. Diesen Ausprägungsformen ist
gemein, dass Macht einem Individuum zugesprochen wird, ihm damit gehört und so genutzt
werden kann, um eigene Interessen durchzusetzen (ebd.).
Die elementarpädagogische Praxis ist daher aufgefordert, solche Verhältnisse zu erkennen
und sie in partizipative Prinzipien umzuwandeln. Die Gefahr des Machtmissbrauchs in Kinder-
tageseinrichtungen durch pädagogische Fachkräfte scheint dann besonders gegeben zu sein,
wenn
• kein oder kaum Wissen zu rechtlichen Grundlagen von Partizipation bei den Fachkräften
vorliegt,
• Beteiligungsmöglichkeiten für das Kind im Alltag fehlen,
• Reflexionsprozesse bezüglich des eigenen pädagogischen Handelns oberflächlich oder
ganz ausbleiben,
• es an einer (selbst-)kritischen Auseinandersetzung mit Machtverhältnissen und der Orien-
tierung am Kindeswohl mangelt (Maywald, 2017) und
• eine konzeptionelle Verankerung von Partizipation fehlt.
Das Anliegen ist es daher, einen Ansatz für die Implementierung eines institutionellen Schutz-
konzeptes in Krippe und Kita folgend vorzustellen.
back to the
book ElFo - Elementarpädagogische Forschungsbeiträge, Volume Jahrgang 3 / Heft 1 / 2021"
ElFo
Elementarpädagogische Forschungsbeiträge, Volume Jahrgang 3 / Heft 1 / 2021
- Title
- ElFo
- Subtitle
- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge
- Volume
- Jahrgang 3 / Heft 1 / 2021
- Editor
- Lars Eichen
- Eva Pölzl-Stefanec
- Location
- Graz
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 109
- Categories
- Zeitschriften ElFo- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge