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Wer studiert Elementarpädagogik in Österreich?
ElFo—Elementarpädagogische Forschungsbeiträge (2019), 1 (2) S. 32-41
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über „Lernbedarfe“). Die Mehrheit der Befragten (fast zwei Drittel) arbeitet in Einrichtungen mit einem
geringen Anteil an Kindern mit nicht-deutscher Erstsprache (unter 33 %), doch die Unterschiede
zwischen den Hochschulen sind hochsignifikant (0.000). So kommen zwischen 0 % und 56 % der
Befragten aus Kinderbetreuungseinrichtungen mit einem sehr hohen Anteil (über 66 %) nicht-
deutschsprachiger Kinder. Die jeweiligen Herausforderungen in der praktischen Arbeit sind somit
höchst unterschiedlich - und verweisen vermutlich auf die Wünsche und Schwerpunktsetzungen an die
jeweiligen Ausbildungsstandorte.
Die berufliche Zufriedenheit der Befragten ist außerordentlich hoch. Dies wurde auch in anderen
größeren empirischen Untersuchungen (z. B. Koch, 2012, S. 236; Reicher-Pirchegger, 2012, S. 24)
festgestellt. Pädagoginnen und Pädagogen aller Bildungsbereiche in Österreich sind übrigens mit ihrem
Beruf weitestgehend zufrieden (Industriellenvereinigung, o. J.) und liegen mit 86 % Berufszufriedenheit
über der durchschnittlichen Berufszufriedenheit sonstiger Beschäftigter. Gegenteilige Ergebnisse
liefert die Studie von Wustmann et al. (2010), in der zusammenfassend festgestellt wird, dass eine
Überforderung der Leiterinnen sowie eine Überfüllung ihres Arbeitsalltags zu erkennen sei.
Bei der Motivation für das Studium standen bei den Studierenden die fachliche Weiterbildung, der
Umstand, dass es berufsbegleitend studierbar ist, und der Wunsch nach einem besseren Prestige im
Vordergrund. Wie auch die ergänzenden Interviews zeigten, liege der Nutzen des berufsbegleitenden
Studiums in theoretischen Inputs für die Praxis. Die Interviews zeigen zudem, dass die Studierenden
bereits im Zuge des ersten Semesters Argumentationshilfen erhalten und Sicherheit in der
pädagogischen Praxis gewonnen haben. Dass dies möglicherweise auch zu Konfrontationen mit den
Kolleginnen und Kollegen im Team führen könnte, illustriert folgende Interviewpassage: „[…] es sind
immer wieder Dinge, wo ich dann zu ihnen [den Kolleginnen und Kollegen] sage, na, das haben wir
jetzt aber [Hervorhebung BK] so gelernt und ich würde es jetzt anders machen als ihr [Hervorhebung
BK] es bis jetzt getan habt".
Zusammenfassung und Schlussfolgerungen
Mit diesen berufsbegleitenden Studienangeboten für Fachkräfte mit BAfEP-Ausbildung wurden
(erwartungsgemäß) fast ausschließlich Frauen und Personen ohne Migrationshintergrund erreicht. Die
meisten Studierenden sind hochmotiviert, bringen Familie, (annähernde) Vollzeitbeschäftigung und
berufsbegleitendes Studium „unter einen Hut“. Mit ihrer beruflichen Situation an ihrem Arbeitsplatz
sind die Studierenden weitestgehend zufrieden. Es konnten Hinweise darauf gefunden werden, dass
mit einem Studium die Akquirierung von hochangesehenem, akademischem Wissen assoziiert wird,
wodurch die Umsetzung bestimmter Inhalte im Team erleichtert werden könne. Die Hochschulen, als
neue, zusätzliche „player“ in der Diskussion darüber, was in der Elementarpädagogik als „wahr oder
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ElFo
Elementarpädagogische Forschungsbeiträge, Volume Jahrgang 1 / Heft 2 / 2019
- Title
- ElFo
- Subtitle
- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge
- Volume
- Jahrgang 1 / Heft 2 / 2019
- Editor
- Lars Eichen
- Eva Pölzl-Stefanec
- Location
- Graz
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 77
- Categories
- Zeitschriften ElFo- Elementarpädagogische Forschungsbeiträge