Page - 15 - in Die Liebe der Erika Ewald
Image of the Page - 15 -
Text of the Page - 15 -
Sie fügte noch hinzu, sie müsse jetzt gehen, es sei schon höchste Zeit, man
würde sie zu Hause schon längst erwarten. Und zugleich nahm sie ihre Jacke.
Ihre Stimme schien ihm kühl und fast frostig.
Er wollte etwas sprechen, aber es kam ihm alles so lächerlich vor nach den
Worten, die er ihr noch eben in seiner leidenschaftlichen Trunkenheit gesagt
hatte. Stumm und respektvoll geleitete er sie zur Türe. Erst wie er ihr die
Hand zum Abschied küßte, fragte er zögernd: »Und morgen?«
»Wie wir verabredet haben. Ich denke doch?«
»Selbstverständlich.«
Er war freudig berührt, daß sie über sein Benehmen ohne ein Wort
hinwegging, und bewunderte ihre feine Zurückhaltung, die ihm vergab, ohne
es merken zu lassen. Ein flüchtiges Abschiedswort sagten sie sich noch, dann
fiel die Türe dumpf ins Schloß.
15
back to the
book Die Liebe der Erika Ewald"
Die Liebe der Erika Ewald
- Title
- Die Liebe der Erika Ewald
- Author
- Stefan Zweig
- Date
- 1904
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 114
- Keywords
- Literatur, Liebe, Erzählung, Schriftsteller
- Categories
- Weiteres Belletristik