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PROBIEREN UND
SUCHEN70 40 Briefe von Augustus Frederick, Duke of Sussex,
an Nikolaus II., in : MOL, FAE, P134, 1cs., B.
Besonders Brief vom 24. Juni 1795, Nr. 208.
41 Vgl. Hormayr zu Hortenburg 1845, Haase 1985.
42 Denn in dieser Villa am Pincio, die immer
wieder von Goethe besucht worden war, hatte
ab 1741 Mengs gewohnt. Angelika Kauffmann
malte im Garten mit Blick über Rom. Herzogin
Anna Amalie von Sachsen-Weimar (1788–1790
in Italien) war mit ihrem Cercle (mit Maximi-
lian von Verschaffelt, Johann Wolfgang Goethe,
Johann Friedrich Reiffenstein und Johann Gott-
fried Herder) hier gewesen (vgl. Göchenhausen
2008, Mai 1790).
43 Vgl. Zimmer 1999, S. 136, Anm. 2. Dabei war
auch seine Stiefmutter Fürstin-Witwe Maria
Anna Esterházy. Vgl. Fürstin Louise von Anhalt-
Dessau an Friederike Brun, 12. August 1796, die
das Wiedersehen mit Fürstin Maria Anna, die sie,
von Hirt geführt, in Rom kennengelernt hatte,
erwähnt (vgl. Walser-Wilhelm 1998, S.
353).
44 Vgl. Müller 2004, S. 28.
45 Vgl. Augustus Frederick an Nikolaus II.,
16. (?) April 1795, in : MOL, FAE, P134, 1cs.,
B, Nr. 202.
46 Der Kontakt zwischen Smidt und Nikolaus
brach jedoch auch schnell wieder ab, als die von
Augustus Frederick abschätzig als »Dulcinie«
bezeichnete Smidt dem Fürsten etwas Unange-
nehmes (»Intrique«) angetan hatte und Geldfor-
derungen an ihn stellte (vgl. Augustus Frederick
an Nikolaus II., 28. April und 25. Mai 1795, in :
MOL, FAE, P134, 1cs., B, Nr.
204, 206).
47 Vgl. Notizen aus dem Sitzbuch der Kauffmann,
Juni 1795 : »For her Highness Princess Esterhazy
born Princess Galitzine … portrait of the above
including hands ; nearly length figure dressed
gracefully in white, 60 Zecchini« (Manners/Wil-
liamson 1924, S. 166). Das Bild gelangte später
in die Sammlungen der Fürsten Liechtenstein,
wo es ab spätestens 1866 nachweisbar ist (vgl.
Waagen 1866, S. 289).
48 Notizen aus dem Sitzbuch der Kauffmann von
Antoni Zucchi, Mai 1795 : »For Mdme Smith
wife of Mr Ceas« (vgl. Manners/Williamson
1924, S. 166). Vorzeichnung zum Gemälde Mrs
Smith, in : Vorarlberger Landesmuseum, Bregenz,
Z390 (zuvor Sammlung Gräfin Kolowrat Kra-
kowsky, München). In den Geldforderungen an
Nikolaus II. findet sich im April 1833 ein offizi-
elles Dokument, aus dem hervorgeht, dass Cecile
Philippine Savoeth mit einem Alexandre Ceás
vermählt war und in Paris lebte (vgl. MOL, FAE,
P163, Fasz. 53, Nr.
12.651).
49 Vgl. Baumgärtel 1998, Kat.-Nr. 166, S.
306. Hier
werden alle Theorien zur angeblichen Darstel-
sen Tagen auch Nikolaus II. ein und aus ging. Den Esterházy-Fürsten verband eine
Freundschaft mit dem englischen Prinzen, wie die Korrespondenz der beiden aus
dieser Zeit belegt40. Fürst Nikolaus, der Zeit seines Lebens intensive Beziehungen
zu den Söhnen von König George III. pflegte, war Augustus Frederick, der im
Ruf eines Lebemannes stand, vermutlich 1792 auf der Frankfurter Krönung begeg-
net. Mit seinem Vertrauten und Hofmeister Ernst Friedrich Herbert zu Münster
(1766–1839)41 studierte der englische Prinz die Kultur des Landes und bezog die
Villa Malta, die seit gut 40 Jahren fast magischer Ort deutschen Kulturlebens in
Rom war42. So wurde das Haus auch für Nikolaus zur Drehscheibe seiner römi-
schen Aktivitäten, und die Kontakte von Augustus Frederick waren für sein frü-
hes Kunstkaufen ausschlaggebend. Nikolaus traf in der Villa Malta die Gattin des
Gartenfürsten von Anhalt-Dessau, Fürstin Louise (1750–1811), die seit Novem-
ber 1794 mit den Schriftstellern Friederike Brun (1765–1835) und Friedrich von
Matthisson (1761–1831) in Rom war. Über den prinzlichen Hofmeister Münster
lernte Nikolaus dessen Freund und Reisegefährten, den berühmten Archäologen
Aloys Hirt (1759–1837), kennen, der als Cicerone im Rahmen seines sogenannten
»Hirt’schen Kursus« Fürstin Louise von Anhalt-Dessau zusammen mit Fürst Niko-
laus durch Rom führte43. In den römischen Sammlungen und anhand der antiken
Kunstschätze unterrichtete Hirt seine adeligen Gäste auf systematischen Kunstspa-
ziergängen in Rom, der Campagna und Tivoli.
Es ist davon auszugehen, dass Nikolaus unter Hirts Anleitung die Bäder des
Diokletian sah, S. Maria Maggiore ebenso wie die Katakomben an der Via Appia
studierte, das Forum Romanum und das Kapitol besichtigte, vielleicht sogar nach
Tivoli fuhr und intensiv »lernte« und über Kunst diskutierte. Denn die thematisch-
chronologischen Führungen, nach didaktischen Kriterien zusammengestellt, favo-
risierten ein personell angelegtes pädagogisches Moment, den Dialog, wobei Rei-
sende besonders die Exkurse über antike Bäder- und Badekultur hervorhoben44. In
den Bildergalerien Roms war besonders Aloys Hirts Talent als Systematiker und Aloys Hirt und Graf Münster auf Exkursion zum
Lago Fucino, Zeichnung aus dem Reisetagebuch
des Grafen Münster, 10. Oktober 1794. Beide waren
Berater und Hirt der Cicerone von Fürst Nikolaus II.
in Rom. Niedersächsisches Staatshauptarchiv,
Hannover (Nachlass Graf Münster).
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
- Subtitle
- Biografie eines manischen Sammlers
- Author
- Stefan Körner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 978-3-205-78922-2
- Size
- 23.0 x 28.0 cm
- Pages
- 404
- Category
- Kunst und Kultur