Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Kunst und Kultur
Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Page - 32 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 32 - in Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz

Image of the Page - 32 -

Image of the Page - 32 - in Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz

Text of the Page - 32 -

ihn die technischenMöglichkeiten in eine internationale Bekanntheit („auteur cosmopolite“)verwandeln,schockiert ihn,wieBeauvoirerinnert: Er hätte nie geglaubt, daß La Nausée [Der Ekel] in kurzer Zeit übersetzt werdenwürde. DankdermodernenTechnik,derSchnelligkeitderVerbindungenundÜbermittlungener- schienenseineWerke ineinemDutzend fremderSprachen.Daswarbestürzend für einen Schriftsteller, der sichnach altenVorbildern orientiert und inder Einsamkeit einesBau- delaire, eines Stendhal, eines Kafka das unerläßliche Unterpfand für die Genialität er- blickt hatte. Weit davon entfernt, die Verbreitung seiner Bücher als Wertmaßstab zu nehmen:SovielemittelmäßigeBüchermachtenvonsich reden,daßdasTamtamfast ein Zeichen derMittelmäßigkeit zu sein schien. ImVergleich zu der Obskurität Baudelaires hattederalberneRuhm,dersichüberSartreergoß,etwasVerdrießliches.68 ([I]ln’avaitpas imaginéqueLaNauséedûtêtre traduiteavant longtemps:grâceaux tech- niquesmodernes, à la rapiditédes communications et des transmissions, sesœuvrespa- raissaient en douze langues. C’était choquant pour un écrivain formé à l’ancienne, qui avait vu dans la solitude de Baudelaire, de Stendhal, de Kafka, la nécessaire rançon de leur génie. Loinque ladiffusionde ses livres lui engarantît la valeur, tant demédiocres ouvrages faisaient dubruit que le bruit apparaissait presque commeun signe demédio- crité. Comparée à l’obscurité de Baudelaire, la gloire idiote qui avait fondu sur Sartre avaitquelquechosedevexant.)69 Der Existentialismus erlangt Berühmtheit im Herbst 1945, auch durch einen Umstand, der zu erheblicher Konfusion über seine Bedeutung beiträgt, dass nämlich nebenPhilosophInnenundSchriftstellerInnen auch jeneMalerInnen, MusikerInnen und SchauspielerInnen als Angehörige bezeichnet werden, die dieentsprechendenSchlüsselorte inParis frequentieren (cf.Kap.5.1).Sartrebe- hält das Leben in der Öffentlichkeit trotzwachsender Prominenz zunächst bei und erreicht damit, ständigermedialer Berichterstattung ausgesetzt, ein „asto- nishingly high public profile“70. Indem er in Cafés schreibt und amkünstleri- schen Leben teilnimmt, überschreitet er in den Augen Bourdieus die vorher gültigen Grenzen von Kulturproduktion und Lebensstil.71 Diese Transgression sei eine historisch extrem wichtige Leistung, da sie zwei zuvor voneinander 68 SimonedeBeauvoir:DerLaufderDinge.DeutschvonPaulBaudisch.Reinbek1987 [1970], S.47. 69 Beauvoir:LaForcedeschoses,Bd. 1,S.63. 70 Patrick Baert: The ExistentialistMoment. TheRise of Sartre as a Public Intellectual. Cam- bridge2015,S. 1. 71 Cf.Bourdieu: LeFonctionnementduchamp intellectuel, S. 21: „Il écrivait dans les cafés, il allait écouter Juliette Gréco, etc. et, ce faisant, il transgressait une frontière, qui était de l’ordre,nonseulementde laproductionculturelle,maisaussidustyledevie.“ 32 3 GrundlagenundGründungsmythen
back to the  book Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz"
Existentialismus in Österreich Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Title
Existentialismus in Österreich
Subtitle
Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Author
Juliane Werner
Publisher
De Gruyter Open Ltd
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-068306-6
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
378
Category
Kunst und Kultur
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Existentialismus in Österreich