Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Kunst und Kultur
Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Page - 165 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 165 - in Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz

Image of the Page - 165 -

Image of the Page - 165 - in Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz

Text of the Page - 165 -

wasdieFreiheit derPersoneinengenodergargefährdenkonnte“,war:„Nichts ließ damals die Vermutung aufkommen, daß er über dieWeltlage und beson- ders über den Stalinismus anders dachte als ich oder als Arthur Koestler, mit dem er sich besonders gut zu verstehen schien, oder mit seinem jüngeren FreundAlbert Camus.“96 Anders als Koestler undAndréGorz schreibt Sperber überwiegend in deutscher Sprache,wirkt allerdings nur imRahmen kritischer Stellungnahmen in seinen journalistischen und autobiographischen Texten nachEndederErstrezeptionalsExistentialismus-VermittlernachÖsterreich. Als Reaktion auf den „Verlust des gesamten geistigen, fortschrittlich de- mokratischenPotentials“97 imNachkriegskulturbetriebbesetzt die teils belastete ältereAutorInnen-GenerationjeneLeerstellen,diezunächstkurzmit internationa- ler Literatur befüllt waren. Umdie jungen SchriftstellerInnen ist es unterdessen still, siemachen eine „schöpferische Pause“ und holen Versäumtes nach, erste Versuchewerden als „unzulänglich undunfertig“98 empfunden. Als sie sich be- reit fühlen, ist alle „Aufbaueuphorie“99 passé und ihnen stehenkaumPublikati- onsplattformen zur Verfügung. Wider den Vorkriegserzählstil, der sich in den fünfziger Jahren inHeimito vonDoderersMonumentalprosa vollendenwird, ver- fassendie Jungen,wieMichaelScharanges späterumreißt, vielfach„eineLitera- tur, diekleindaherkommt“100,wasnicht indasnach 1945propagierteSelbstbild alsKulturnationpasst:„UndsospieltemanMozartgegenAlbanBergaus, ‚volks- nahe‘ Kunst gegen die Moderne und die im ‚Dritten Reich‘ kompromittierten Schriftsteller gegen die junge Generation.“101 Beimanchennicht etabliertenAu- torInnen setzt die staatlicheFörderungkonservativenSchreibens eineSelbstzen- sur inGang,dochauchihrWerk,das„häufigeineunbewussteKontinuität“102zur Literatur der ErstenRepublik aufweist, bleibt ohnepositiveResonanz.Nichts als 96 Sperber: Nur eineBrücke zwischenGesternundMorgen, S. 40, 39; cf. S. 39f.: „Wennwir allein waren, erwogen wir vornehmlich Fragen, die die wissenschaftlichen Ansprüche des MarxismusbetrafenundnochöfterdaspsychischePhänomenderEntfremdungundSelbstent- fremdung,das ichbereits im Jahre 1934 recht ausführlich ineinemBuchbehandelt hatte.Der Lektor, der es ein Jahrzehnt vorher angenommenhatte, hatte SartreübermeineBemühungen um einemarxistische Individualpsychologie informiert. Überdies hatte ihmKoestler, der da- malshäufignachPariskam,wohlausführlichvonmirerzählt.“ 97 Stadler:Kontinuitätund/oderBruch?,S. 11. 98 Zlabinger:LiterarischeZeitschriften inÖsterreich1945–1964,S.79. 99 Hahnl:VonderDiskreditierungder Ideologien,S. 157. 100 Michael Scharang:Die proletarisierte Literatur. In: Scharang:Die List der Kunst. Essays. Darmstadt und Neuwied 1986, S. 14–24, hier S. 15. [Zuerst in: Literatur Konkret 1983/1984, Nr.8.] 101 Kriegleder:DieLiteraturder fünfziger Jahre inÖsterreich,S.34. 102 Kriegleder:DieLiteraturder fünfziger Jahre inÖsterreich,S.38. 6.2 Kontinuitätals/stattNeuanfang 165
back to the  book Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz"
Existentialismus in Österreich Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Title
Existentialismus in Österreich
Subtitle
Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Author
Juliane Werner
Publisher
De Gruyter Open Ltd
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-068306-6
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
378
Category
Kunst und Kultur
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Existentialismus in Österreich