Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Kunst und Kultur
Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Page - 249 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 249 - in Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz

Image of the Page - 249 -

Image of the Page - 249 - in Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz

Text of the Page - 249 -

Erniedrigung“,mit einemUntertitel („VonBuchenwaldbis zudemDenkenvon Sartre“),der ihnalsAntipodenSartrespositioniert: Dergottlos-pessimistischeCharakterdes jetzt inFrankreichsovieldiskutierten„Existenzia- lismus“ von Jean-Paul Sartre stellt sich ihm so in einen Zusammenhangmit demFaktum derKonzentrationslager,dieaucheineErfindungunsererZeitsind.Vonderphysischenzur seelischenErniedrigung führt eindirekterWeg, ein Irrweg, aus demnurderBlick auf das metaphysischeLichtdeschristlichenGlaubensherausführenkann.91 Marcel bestätigt den Inhalt dieses Zeitungsberichts indirekt indem1951alsLes hommes contre l’humain publizierten, erst 1964 auf Deutsch erschienenen Werk, dass vomDurchführen vonSchwangerschaftsabbrüchen in Sartres Krei- seneinWegzurFolter vonWehrlosen inTodeslagern führt („[i]l existeunche- min repérable qui conduit de chez les avorteurs, que fréquente la clientèle de Sartre, auxcampsdemort oùdes tortionnaires s’acharnent surunpeuple sans défense“92). Ausdrücklich richtet er sich gegen die Sartresche Idee, dass der Mensch sich selbst erschafft („un être qui se fait lui-même et qui n’est que ce qu’il se fait“), ebensogegen jene,dasssichWerte freiwählen ließen, fürMarcel einerdergravierendstenIrrtümervonSartresPhilosophie („unedesplusgraves erreursdesaphilosophie“93). Vor dieser Publikation bietet sich alsMarcel-Lektüre inÖsterreich LeMys- tère de l’Être (1951) an, das bereits ein Jahr später in Übersetzung vorliegt. Nachdem schon dieWiener Amandus-Edition 1947 ausMarcels noch bis 1954 unübersetzt bleibendemHauptwerk Être et avoir (1935) den AuszugÜber den Unglauben (Remarquessur l’irréligioncontemporaine)herausbringt (inderÜber- tragungdes auch schonals Camus-Übersetzer in Erscheinung getretenen Josef Ziwutschka), verdankt sichnundasGeheimnisdesSeins (1952)demWienerHe- rold-Verlag.Wie demNachwort von Leo Gabriel zu entnehmen ist, verkörpert GabrielMarcelals„PhilosophdesDu“denabsolutenGegensatzzuSartres„Wir sind gemeinsam einsam“94, so der Übersetzer derWerks, HannsWinter, über die divergierende Behandlung des Themenkomplexes Ich-Andere. Der Unter- schied zwischenMarcel, also demjenigen, der das Etikett Existentialismus ins Leben ruft, undSartre, demjenigen, andemes seither haftet, liegt fürArmand Jacob darin, dass Ersterer andie Stelle vonVerzweiflung undEinsamkeit zum Gefallen des katholischen Publikums Hoffnung, Liebe und Glauben setzt; er lassedenMenschennicht„auf sichalleingestellt“ zurück, sondernermögliche 91 N.S.:GabrielMarcelkommtnachWien. In:WienerKurier,01.10.1946. 92 GabrielMarcel:LesHommescontre l’humain.Paris 1951,S. 58. 93 Marcel:LesHommescontre l’humain,S.54, 128. 94Winter:Das jüngsteFrankreich,S. 28. 7.2 ZuruniversitätsphilosophischenAufnahmedesExistentialismus 249
back to the  book Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz"
Existentialismus in Österreich Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Title
Existentialismus in Österreich
Subtitle
Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Author
Juliane Werner
Publisher
De Gruyter Open Ltd
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-068306-6
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
378
Category
Kunst und Kultur
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Existentialismus in Österreich