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„vereinzelt“10 andenAutorheran, fürPeterRoessler ist„SartresDramatik imre-
stauriertenTheaterlebennur inderRandlageplatziert“11, SusanneAlbrechthin-
gegen siehtdie Stücke seit 1948 „kontinuierlich auf denSpielplänender großen
Schauspielhäuser und Kellertheater“12 Wiens stehen. Eine Annäherung erlaubt
dieDatenbank fürösterreichischeTheaterinszenierungen(theadok); sieverzeich-
net von 1945 bis 2000 insgesamt 110 Sartre-Inszenierungen in Österreich, elf
davon in den Besatzungsjahren.13 Im selben Zeitraum ist Jean Anouilh, seiner-
seits der „beliebtestemoderne Dramatiker“14 in Österreich (obgleich auch hier
„derGesamteindruckein recht zwiespältiger“15 ist),mit 22Produktionendoppelt
so häufig wie Sartre vertreten. Mit 16 Inszenierungen überbietet ihn auch der
schoninderZwischenkriegszeiterfolgreicheJeanCocteau,wohingegeneszunur
vier InszenierungenvonCamuszwischen1945und1955kommt–obwohler laut
Geistiges Frankreich „zu den besten Namen der neuen französischen Literatur“
zähltundviele„auf ihnhörenund jedesseinerStückemitgrosserSpannunger-
warten“16. Auch von demerst imFolgejahrzehnt stärker rezipierten Beckett ge-
langt inderBesatzungszeit nur einStück zurAufführung (WartenaufGodothat
am08.04.1954Premiere imTheater amParkring,Regie: ErichNeuberg).17 Einzig
10 Porpaczy:Frankreich–Österreich,S. 216.
11 Roessler:DieRekonstruktioneinesGenres,S.361f.
12 Albrecht:VonMolièrezuMnouchkine,S. 160f.
13 Es folgen: 23 von 1955–1964, 20 von 1965–1974, 31 von 1975–1984, 21 von 1985–1994 und
viervon1995–2000.Cf.BrigitteMarschallundArbeitsgemeinschaftTheaterdokumentation:50
Jahre Theater in Österreich. Verzeichnis der Inszenierungen 1945–1995. Theadok, CD-ROM.
Steinbach2003;dieDatenbankbildetdasFundament füralle folgendenAuswertungen indie-
semKapitel.
14 Porpaczy:Frankreich–Österreich,S. 216.
15 Adelbert Muhr: Wiener Premieren als literarhistorischer Exkurs. In: Plan 1 (1946), Nr. 5,
S.434–425,hierS.425.
16 o. V.: „Die Gerechten“ vonAlbert Camus. In: Geistiges Frankreich, 16.01.1950. Camus sei
nur „sehr selten“ (VonMolière zuMnouchkine, S. 160) aufWienerBühnenzu sehen, schreibt
Albrecht; erwerde „generell erst in den späten fünfziger bzw. in den sechziger Jahren aufge-
führt“ (Frankreich –Österreich, S. 216), erwähnt Porpaczy, wobei in der Besatzungszeit drei
Stücke aufgeführt werden:Die Gerechten (cf. Kap. 5.2) imMärz 1951 imWiener Volkstheater
(Regie: Gustav Manker), Belagerungszustand im Wiener Volkstheater (Premiere: 31.03.1953,
Regie:GustavManker),neuerlichDieGerechten imNovember 1952 indenGrazerKammerspie-
len (Regie: Ludwig Andersen) und Caligula im Wiener Theater am Parkring (Premiere:
06.06.1954, Regie: Kurt Schwarz). Insgesamt kommennach der theadok-Datenbank bis 2000
insgesamtsiebenStückezurAufführung (AdaptationenergänzenCamus’aus fünfStückenbe-
stehendesdramatischesŒuvre).
17 Die Existentialismus-Zuordnung erstreckt sich in Österreich bis zu Beckett, von dem der
KomparatistMariusFrançoisGuyard („Godot“amNullpunkt. In:Wort undWahrheit 9 [1954],
1. Halbjahr, S. 316–317) seiner vermeintlichen Eintönigkeit wegen allerdings abrät, Beckett
8.1 DieBühneals Ideen-Umschlagplatz 267
Existentialismus in Österreich
Kultureller Transfer und literarische Resonanz
- Title
- Existentialismus in Österreich
- Subtitle
- Kultureller Transfer und literarische Resonanz
- Author
- Juliane Werner
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-068306-6
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 378
- Category
- Kunst und Kultur