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Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz
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MenschenallerNationenund,wie ichhoffe, aller politischenAnsichten eineBemühung unternehmen, sichzuverständigen, istderAugenblickschlechtgewählt, geradedort alte Angriffewiederaufzunehmen153. Der Leiter des betroffenen Theaters am Parkring, Erich Neuberg, ist sich keines Scharmützelsbewusst,vielmehrhabeer„dasRechtaufSartresStückimMärz1952 erworben, ineinemAugenblick, indemkeinMenschahnenkonnte,daßderAutor jemals einemkommunistisch einberufenenKongreß beiwohnenwürde. Aufmei- ner Bühnewird keinePropagandagetrieben.“154Neubergbeharrt auf der für den 6.Dezember1952angesetztenundzeitaufwendiggeprobtenPremiere,umseinjun- gesHaus (die „besteund lebendigsteBühnederStadt“155 lautWeigel) vordemfi- nanziellen Ruin zu retten. Sartre behält – unter erheblichem finanziellen Aufwand156–das letzteWort undbietet Neuberg in „einer persönlichenAusspra- che“ als Kompensation „tantiemenfrei sein jüngstes, aufsehenerregendes Stück ‚DerTeufelundder liebeGott‘“157an,wasdieserausPrinzipablehnt.Umweiteren UnannehmlichkeitendieserArt vorzubeugen, geht Sartre, der dasStückauchan- dernorts (Spanien,Griechenland, Indochina)untersagen lässt, einenSchrittweiter und beschließt, es nur nochmit Einverständnis der Kommunistischen Partei des jeweiligenLandeszuautorisieren.DieseVerfügungwirdvomZürcherEuropa-Ver- lagnichtallzuernstgenommen,wiesichzeigt,alszwei JahrespäterdasVolksthe- aterunterDirektorLeonEppohneHindernissedieAufführungsrechteerwirbtund sichdesDramas,nachdemgescheitertenVersuchvon1950, ineinemzweitenAn- lauf 1954annimmt.SartreerreichtdieNachrichtkurzfristig inSalzburg,woersich gerade von dem strapaziösen Jahr 1954 erholt. Simone de Beauvoir erinnert sich andenMoment inLaForcedeschoses: In Salzburg, in einemHotel derAltstadt, das seine ganzeAnmutwiderspiegelte, fing Sartre anzuarbeiten.Erhatte sichwiedergefunden.WirbesichtigtendieGegendmit ihrenBergen undSeenund fuhren eineWoche später nachWien.AufGrundeinesVertrages, denNagel ohneSartres Zustimmungunterzeichnethatte,wurdeeineAufführungvonLesMaines sales vorbereitet. Die Friedensbewegung hatte ihn darauf aufmerksam gemacht. Er protestierte underläuterte seineGründeaufderPressekonferenz.Endlichsah ich imMuseumdieBrueg- hels,dieDonau,denRing,denPraterunddiealtenKaffeehäuser,vondenenmanmir soviel 153 Jean-Paul Sartre. In: o. V.: Sartre besteht auf Zurückziehung seines Stückes. In: Österrei- chischeZeitung, 19.11.1952. 154 ErichNeuberg. In:o.V.:Sartre.SchmutzigeHände. In:DerSpiegel, 26.11.1952. 155Weigel:BriefausWien,S. 180. 156 Neuberg verlangt 40.000 Schilling Schadenersatz, was 1952 etwa dem Dreifachen des durchschnittlichen ArbeitnehmerInnen-Jahreseinkommens entspricht. Cf. Löhne, Gehälter undMasseneinkommen inÖsterreich 1950–1957. In:Monatsberichte desÖsterreichischen In- stituts fürWirtschaftsforschung31,Oktober 1958,BeilageNr.54,S. 1–16,hierS.4. 157 o.V.:AusgleichsangebotSartresanTheateramParkring. In:WienerKurier,05.01.1953. 8.2WendepunktWien:SchmutzigeHände 295
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Existentialismus in Österreich Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Title
Existentialismus in Österreich
Subtitle
Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Author
Juliane Werner
Publisher
De Gruyter Open Ltd
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-068306-6
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
378
Category
Kunst und Kultur
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