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© 2020, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen
ISBN Print: 9783847110927 – ISBN E-Lib: 9783737010924
im Trentino im Zeitraum 1974–2009 (Eccel et al., 2012). Beide Trends waren
allerdingsstatistischnichtsignifikant.AuchsonstsinddieSignaleuneinheitlich.
Inder Schweiz undBaden-WĂĽrttembergwurden seit 1980deutliche, zumTeil
statistisch signifikante ZunahmenderHageltage undnormierten versicherten
Hagelschädengefunden(Schiesser,2003;Kunzetal., 2009;Mohretal., 2015b).
In jĂĽngsterZeit zeigtenhingegensystematischeAuswertungenvonRadardaten
in der Schweiz im Zeitraum 2002–2016 zwar eine Zunahme von Gewittern,
hingegen eine Abnahme vonHagel (Nisi et al., 2018); hier sei allerdings der
kurze Untersuchungszeitraum betont, der zufällige Schwankungen wahr-
scheinlichermacht.
InErmangelunghomogenerundausreichendlangerEreigniskatalogebieten
sich indirekteMethodenzurAbschätzungvonTrendsan.DabeiwerdenVaria-
blen, die bessermessbaroderberechenbar sind (etwa aus Stationsmessungen,
Radiosonden-Aufstiegenoder gegittertenmeteorologischenReanalysefeldern)
und in einemZusammenhangmit einemuntersuchten Phänomen stehen, als
»Proxy«fürdasAuftretendiesesPhänomensverwendet.ImFallevonHagelsind
diesvorallemMaßzahlenfürdieStabilitätderLuftschichtungunddievertikale
Windscherung(sieheKapitel 7.3).EineTendenzzu instabilererLuftschichtung
ĂĽber die letzten drei Jahrzehnte inMitteleuropawurde dabeimehrfach nach-
gewiesen:ausStationsmessungenundRadiosonden-DatenvonMohrundKunz
(2013),auseinerrückwirkendenKlimavorhersage(»Hindcast«)vonMohretal.
(2015a) und ausReanalysefeldernvonPistotnik et al. (2016). Die detektierten
TrendswarenallerdingsstarkvonnatürlicherVariabilitätüberlagertunddaher
ĂĽberwiegendnichtstatistischsignifikant.DaszeitlicheVerhaltendervertikalen
Windscherungwurdenochkaumuntersucht.LediglichMohrundKunz(2013)
erwähntenuneinheitlicheundstatistisch insignifikanteTrendsüberdie letzten
Jahrzehnte inMitteleuropa.
Eine andere indirekteMöglichkeit besteht darin, dieHäufigkeit bestimmter
Wetterlagen,diealsbesondershagelträchtigbekanntsind,überlangeZeiträume
zuuntersuchen. InMitteleuropa schaffen SĂĽdwestwetterlagen imAllgemeinen
diebestenBedingungen fĂĽrheftigeGewittermitHagel.DerenZunahmewurde
fĂĽr den Zeitraum zwischen 1971 und 2003 bereits nachgewiesen (Kunz et al.,
2009;Kapschet al., 2012).
Das zukĂĽnftigeHagelpotenzial inMitteleuropa zeigt anhandbeiderMetho-
den,alsoeinerAnwendungvonProxiesaufdasGittervonKlimamodellen(Mohr
et al., 2015b)undeinerUntersuchungderHäufigkeit hagelträchtigerWetterla-
gen(Kapschetal.,2012),einestatistischinsignifikanteZunahmefĂĽrdiePeriode
2021–2050 gegenüber 1971–2000. Die bisherigen Anwendungen der Proxy-
Methode aufKlimamodelle für die fernerePeriode 2071–2100 zeigen eineZu-
nahmedesHagelrisikos inweitenTeilenEuropas, indem imMittel instabilere
Luftschichtungen eine im Mittel schwächere vertikale Windscherung über-
StarkniederschlagundHagel156
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0
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ExtremA 2019
Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Ă–sterreich
- Title
- ExtremA 2019
- Subtitle
- Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Ă–sterreich
- Authors
- Thomas Glade
- Martin Mergili
- Editor
- Katrin Sattler
- Publisher
- Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7370-1092-4
- Size
- 15.5 x 23.2 cm
- Pages
- 778
- Category
- Geographie, Land und Leute