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© 2020, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen
ISBN Print: 9783847110927 – ISBN E-Lib: 9783737010924
gerung an steilen Hängen, der daraus resultierenden vergleichsweise großen
Reichweite und dem hohenDruckimpuls selbst kleiner Volumina begründet.
Die maximal mögliche Reichweite von Lockergesteinsrutschungen und
Hangmuren ergibt sich zumeist durchhangabwärts folgendeHangverflachun-
genodertopographischeTiefenlinien,wodasProzessmaterialakkumuliertoder
einemFließgewässer zugeführtwird. Letzteres kannzurFolgehaben, dass das
den Fließgewässern (u. a. Wildbäche) zugeführte Material im Rahmen von
Hochwasserereignissenweitertransportiert wird und so in Siedlungsbiete ge-
langt (vgl.Abb. 05).
ImFallvonHochwasserereignissenwerdenvielerortsinfolgevonUfererosion
entlang der Fließgewässer, insbesondere entlang vonWildbächen, zahlreiche
gravitative Lockergesteinsprozesse ausgelöst, die denFließgewässern ebenfalls
Geschiebezuführen.ZusammenmitdenGeschiebevoluminaderfluvialenSohl-
undUfererosionkönnen so enormekumulativeGeschiebevoluminahervorge-
rufen werden. Das in Summe durch die Lockergesteinsrutschungen und
Hangmuren hervorgerufene potentielle Schadens- und Gefahrengebiet be-
schränkt sich somit nicht nur auf deren Prozessbereiche, sondern auf den
Wirkungsbereich der gesamthaften Prozesskaskade (gravitative Lockerge-
steinsprozesseund fluvialerFeststofftransport).
Solche Extremereignisse treten immer wieder insbesondere in jenenWild-
bacheinzugsgebieten auf, wo für die Entstehung von gravitativen Lockerge-
steinsprozessen sensitive Voraussetzungen vorherrschen (vgl. Kapitel 18.1).
Beispiele hierfür sind die verheerenden Extremereignisse in Allerheiligen im
Mürztal (Steiermark) imAugust1958(Richter,1958;Zettl,1958;Clar,1959),St.
Lorenzen imPaltental (Steiermark) imJuli 2012(Januetal., 2013)undSellrain
(Tirol) im Juni 2015 (vgl. Abb.05; Lager, 2015). Diese Beispiele zeigen, dass
Schäden und Gefahren innerhalb des Siedlungsraumes bzw. der raumpla-
nungsrelevantenBereiche durchaus eine Folge von relativweit davon entfernt
entstandenengravitativenMassenbewegungenseinkönnen.Deshalbistesauch
wichtig, dass auch solcheProzesskaskaden imRahmeneiner realistischenGe-
fahreneinschätzungundderAusweisungvonGefahrenzonen für raumplaneri-
scheZweckeberücksichtigtwerden.
18.3.2 LokaleEinzelextremereignisse
WährendimFallvonregionalengravitativenEreignisseneinExtremereigniserst
durch die große Anzahl und räumliche Dichte der Einzelprozesse innerhalb
einer Region entsteht, können einzelne Lockergesteinsrutschungen oder
Hangmuren allein auch aufgrund eines hinreichend großen Prozessvolumens
und/oder einer hohen Prozessgeschwindigkeit zu einembedeutsamen Einzel-
ExtremebeiHangrutschungenundHangmuren472
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0
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book ExtremA 2019 - Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Österreich"
ExtremA 2019
Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Österreich
- Title
- ExtremA 2019
- Subtitle
- Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Österreich
- Authors
- Thomas Glade
- Martin Mergili
- Editor
- Katrin Sattler
- Publisher
- Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7370-1092-4
- Size
- 15.5 x 23.2 cm
- Pages
- 778
- Category
- Geographie, Land und Leute