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Das Finale des Reichstages 131
Herren ihm „über beschehene Bitt und Fürwendung hierin kein Form oder
Maaß zu setzen“604.
Ferdinand, der zweifellos erkannt hat, daß damit der Durchbruch erfolgt
war, machte, obwohl seiner Forderung nach einem klaren Ja oder Nein nicht
Genüge getan war, gute Miene zu diesem Spiel und ließ umgehend die katholi-
schen Stände von den protestantischen Anträgen informieren605. Am Grundge-
danken, den Geistlichen Vorbehalt aus eigener Machtvollkommenheit zu set-
zen, wozu sich die katholischen Stände offiziell noch nicht geäußert hatten, ließ
er nicht mehr rütteln mit der Begründung, er habe alles versucht, eine andere
Lösung zum Nutzen der Katholiken gebe es nicht606. Naturgemäß stießen die
wichtigeren Änderungsanträge zunächst auf Widerstand, so daß Ferdinand sich
am 21. September noch zu Vermittlungen genötigt sah. Dabei bemühte er jetzt
seinerseits mehrmals das Argument, die Katholiken und auch er selbst hätten
ihr Gewissen schon überstrapaziert, um die Protestanten zum Einlenken zu
veranlassen. Über die weniger wichtigen Punkte wurden nach einigem Hin und
Her Kompromisse erreicht, bei denen beide Seiten etwas nachgaben: In die
Einleitung wurde nur die erste Hälfte des protestantischen Antrags aufgenom-
men, nicht aber die von den Katholiken angefochtene Aussage, sie hätten den
König um die Setzung gebeten607. Während Ferdinand hier von den Katholiken
etwas Nachgeben verlangte, unterstützte er ihre Ablehnung der oben zuerst
genannten substantiellen Textänderung und setzte sich damit durch608. Damit
wurde eine Hintertür verschlossen, durch welche die Protestanten dem Sinn des
Geistlichen Vorbehalts zuwider doch Zugriff auf die Bistümer zu behalten ge-
hofft hatten. (Die andere sinnwidrige Möglichkeit, nach Ableben eines Bischofs
einen Protestanten in das Amt zu wählen, konnte der Religionsfrieden nicht
blockieren.) Gegen den zweiten Hauptpunkt der Protestanten sperrten sich die
Katholiken mit dem formalen Argument, der bereits allseits akzeptierte Artikel
über die Geistliche Jurisdiktion dürfe nicht mehr geändert werden. Noch ein-
mal drohten sich die Gespräche festzufahren. Den Ausweg aus der Sackgasse
wiesen schließlich die besonders hartnäckigen Räte der geistlichen Kurfürsten
mit der Anregung, „ob es nit ein weg, das es nit in abschied gesetzt wurde
propter scandalum vitandum“609. Ferdinand griff diesen Vorschlag auf und
brachte die Verhandlungen, die bis weit in die Abendstunden angedauert hat-
ten, durch das Angebot an die Protestanten, wenn sie in den anderen noch offe-
604 Lehmann 1, S. 48 l. In Hornungs Protokoll lautet die Wiedergabe: „Und uf dise erleuterung und
disposition wollten sie gescheen lassen, das ir Ko. Mt. und die geistlichen fur sich selbst diese
disposition machten“ (Lutz/Kohler, S. 145). – Diese Erklärung legte Kaiser Ferdinand II. 1629
im Restitutionsedikt als Zustimmung aus (Lünig, Reichsarchiv, Pars specialis 5,1, S. 804).
605 Der Gesandte Venedigs Tiepolo berichtete am 21.9.55, der König habe ihm beim Kirchgang sehr
vergnügt erzählt, man habe sich in allen Dingen geeinigt (NB I, 17, S. 346f). Dagegen sprechen
Ranke, Reformation 5, S. 306 u. Wolf, Religionsfrieden, S. 167 davon, er sei verstimmt gewesen –
leider ohne Belege.
606 Passauer Protokoll, fol 188v
607 Lutz/Kohler, S. 146–148
608 Ernst, Bw. 3, S. 335; nach Hornung haben die Protestanten ihm die Entscheidung schließlich
anheimgestellt (Lutz/Kohler, S. 148).
609 Lutz/Kohler, S. 148
CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
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Ferdinand I. als Kaiser
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
- Title
- Ferdinand I. als Kaiser
- Subtitle
- Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
- Author
- Ernst Laubach
- Publisher
- Aschendorff Verlag
- Location
- Münster
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-402-18044-0
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 786
- Keywords
- Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
- Category
- Biographien