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Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
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Page - 170 - in Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.

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Kapitel 2: Der Regensburger Reichstag170 cher Fürsten sprachen sich eindeutig für das Generalkonzil als den seit alters in der Kirche gebräuchlichen Weg aus; gegen die drei Alternativen brachten die kurfürstlichen Räte vor, daß der Papst sie sämtlich ablehne. Dagegen trat Eber- hard von der Thann als erster evangelischer Sprecher entschieden für ein Collo- quium ein, da das „frei christlich concilium“, an das die Protestanten immer wieder appelliert hätten, nicht zu erhalten gewesen sei, und präzisierte seine Forderung, indem er als Richtschnur für die Erörterungen der Glaubensfrage Gottes Wort, die Beschlüsse der vier ersten Konzilien und die der heiligen Schrift adäquaten Lehren der Kirchenväter aufzählte. Im Unterschied zu ihm nahm der Sachse Dr. Lindemann nur gegen General- und Nationalkonzil Stel- lung, obwohl er ersteres grundsätzlich als geeignet anerkannte, doch zum Col- loquium beließ er es bei der Bemerkung, anscheinend neige der König zu die- sem Weg, äußerte sich aber nicht zu dessen Modalitäten, während der ihm im wesentlichen beipflichtende Brandenburger von einem „freien colloquium“ frommer und gelehrter Männer sprach. Noch anders waren die Akzente im anschließenden Votum von Zasius ge- setzt. Zum Generalkonzil räumte er ein, es gebe keinen „fuglicheren und richti- geren“ weg, indessen sei es kurzfristig leider nicht zu erlangen; ein National- konzil sei nicht erstrebenswert, weil „in der kirchen so ungepreuchlich“; Collo- quia hätten zwar bisher „meher verpitterung dan befürderung“ bewirkt, den- noch gebe es zur Zeit keinen „furderlicheren weg“. „So were demnach ir der Österreichischen bedencken, das der weeg aineß ordenlichen vertrauenlichen gesprechs und colloquii nochmalln und zu diser zeitt vor den andernen zu er- welen. Diser gestalt das ettliche thaugliche erbare gelerte friedliebende und schiedliche personen in enger anzal nidergesetzt und inen bevolhen wurde, sich von den mittlen und weegen, dardurch die haubtspaltungen und straittigkhait- ten der hailligen religion inn ain cristliche und gottsälige vergleichung gebracht, cristlich und freundtlich zu unterreden, alleß gezenck und unnötige disputatio- nen hindan zu setzen und allain ainer cristlichen und gottgefälligen verglei- chung nachzutrachten. Auch alleß allain per viam consultationis unverpindtlich dergestallt, weß under inen genntzlich oder zum thaill verglichen, daß sie das- selbe alleß volgents der Kon. Mt., Churf., fursten und gemainen stenden zu vernerer beratschlagung und erledigung notturftiglichen anbringen sollten“175. Bemerkenswert an Zasius’ Ausführungen ist zweierlei: (1) Das Colloquium sollte nicht in Gestalt einer Disputation durchgeführt werden, also in jener an den Universitäten üblichen Form, die auch in zahlreichen öffentlichen Veran- Anm. 13); schon Bucholtz 7, S. 361–365 hat aus dem Protokoll zitiert, die Voten der verschie- denen Tage aber teilweise zusammengezogen. 175 HHStA Wien, RK RTA 32, fol 316r/v. Mit der falschen Aufschrift „1555 Religion Prothocoll“ liegt dieses Protokoll über die Regensburger Verhandlungen vom 9.-14.12.1556 (fol 300–338) zwischen Akten zum Augsburger Reichstag von 1555. Zum Vergleich die kürzere Passage aus dem Mainzer Protokoll (wie vorige Anm., fol 72r): „So stimmten sie auch auf solchen weg colloquii doch das zuvorderst preparatoria gemacht und abgeschafft wes hievor im weg gelegen, nemblich alle weitleuffigkait und das die sachen per viam consultationis und nit disputationis durch etliche gottes furchtige glerte leut furgenommen, die in gleicher anzal zu setzen, welche ire consultationes an kaiser und konig auch die stendt zu ge- langen ferner darauf zu handlen wie im reich in viis consultationis herkomen.“ CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
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Ferdinand I. als Kaiser Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Title
Ferdinand I. als Kaiser
Subtitle
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Author
Ernst Laubach
Publisher
Aschendorff Verlag
Location
MĂĽnster
Date
2019
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-402-18044-0
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
786
Keywords
Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
Category
Biographien
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