Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographien
Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Page - 226 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 226 - in Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.

Image of the Page - 226 -

Image of the Page - 226 - in Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.

Text of the Page - 226 -

Kapitel 3: Die Übernahme des Kaisertums 1556/58226 die Kurfürsten mitspielen würden125, hatte der König sich entschlossen, die weitestgehende Variante für die Übertragung des Kaisertums vortragen zu las- sen. Schon der erste Satz der königlichen Proposition betonte eine gemeinsame Verantwortung von König und Kurfürsten für das Reich und die Bedeutung ihrer Konferenz für die Erhaltung der kurfürstlichen „Autorität und Präemi- nenz“126. In den nächsten Sätzen aber erkannte der König den Kurfürsten eine Stellungnahme zu der sogleich anzuhörenden Botschaft des Kaisers zu, wäh- rend er seine eigene Rolle mit „raten, helffen und fördern“ umschrieb. Außer- dem bot er an, mit ihnen auch über andere Reichsangelegenheiten, insbesondere über alles, was zur Sicherung von Ruhe und Frieden dienlich sei, zu beraten. Es sollte nicht nur kein Zweifel aufkommen, daß Ferdinand eine Sonderstellung und -verantwortung der Kurfürsten anerkannte, er bemühte sich um eine gera- dezu „kollegiale“ Atmosphäre127. Danach trug Karls letzter Reichsvizekanzler Seld die Botschaft des Kaisers vor, jedoch nicht die eigentliche Instruktion, sondern einen Auszug128. Darin wandte sich Kaiser Karl an „des heiligen Reiches sieben Kurfürsten“; insofern wurde Ferdinand als Inhaber der böhmischen Kurstimme mit angesprochen. Nach Bemerkungen über die hohe Verantwortungslast, die mit dem Kaisertum verbunden sei, über seinen Gesundheitszustand und die Übergabe seiner Er- blande an seinen Sohn Philipp erklärte Karl, für das Reich halte er es für den richtigen Weg, daß nun Ferdinand, der von den Kurfürsten gewählte Römische König, dem „im mangel und abgang unser Person ... die Administration und Verwaltung deß heiligen Reichs one Mittel und unwidersprechlich zustünde und gebürte“, sein Nachfolger sein solle, zumal er sich in der Verwaltung des Reichs mehrfach hervorragend bewährt habe. Also habe er es für angebracht erachtet, das Reich und das römische Kaisertum, „auch den Tittel, Namen, Wir- den, Hoheit, Scepter unnd Kron“ seinem Bruder, dem Römischen Könige, „frey, wissentlich, gäntzlich und unvollkommenlich [sic!] auch ewiglich unnd unwiderrufflich abzutretten, zu ubergeben, auffzutragen, zuzustellen und zu resignieren“, damit Ferdinand das Amt so führen könne, als wäre er „allein am Leben und Regiment unnd wir allbereit mit Tode abgegangen“. Da diese Handlung vornehmlich auch die Kurfürsten tangiere, habe er sie vorher davon 125 Am 25.2.1558 schrieb Seld noch an Albrecht von Bayern, es gehe die Rede, „das die Curfürsten nit leichtlich oder gern zulassen werden, das die Kay.Mt. sich des reichs gentzlich verziehen soll“ (BHStA München, KÄA 4306, fol 212r). 126 Gedruckt bei Goldast, Reichshändel, S. 950; Konzept in HHStA Wien, RK RTA 41; Kopie ebda, MEA WuKA 4, fol 10v-11r. 127 Dotzauer, Entstehung, S. 11 sieht darin eine gezielte Mobilisierung der kurfürstlichen Ansprü- che gegen die „gesamtständischen Repräsentanzansprüche des Reichstags“. M.E. verschiebt er damit die Akzente. Es wurde oben gezeigt, daß Ferdinand mehrfach erwogen hat, die Frage auch während eines Reichstages zu erledigen. Es waren die Kurfürsten, die auf der Sondertagung be- standen haben. 128 Gedruckt bei Goldast, Reichshändel, S. 951f. In dem die wichtigsten Dokumente des Frankfur- ter Tages in Abschrift enthaltenden Band im HHStA Wien, RK Rig 36 ist die am 25.2. von Seld verlesene Erklärung als „Extrakt“ bezeichnet (fol 5r-7r); auch die protokollarischen Aufzeich- nungen im Bestand MEA WuKA benutzen diesen Terminus. CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
back to the  book Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V."
Ferdinand I. als Kaiser Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Title
Ferdinand I. als Kaiser
Subtitle
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Author
Ernst Laubach
Publisher
Aschendorff Verlag
Location
Münster
Date
2019
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-402-18044-0
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
786
Keywords
Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
Category
Biographien
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Ferdinand I. als Kaiser